Krieg oder Menschlichkeit

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"Eine Erinnerung an Solferino": Unter diesem Titel veröffentlichte der Schweizer Geschäftsmann Henri Dunant 1862 seine Erlebnisse nach der Schlacht von Solferino und machte Vorschläge zur Versorgung von Verwundeten im Krieg und zur Gründung von freiwilligen Hilfsgesellschaften. Seine Ideen führten in weiterer Folge zur Gründung des Roten Kreuzes und zum Abschluss der Genfer Konventionen. Am 30. Oktober 2010 jährte sich Dunants Todestag zum 100. Mal - zu diesem Anlass legt die Autorin Kathrin Steinberger ihren Debütroman vor.

Umfangreich recherchiert

Ein sperriges Thema, denn die politischen Verwicklungen von 1859 sind für heutige Leser und Leserinnen nicht leicht zu durchschauen. Drei Hauptfiguren werden eingeführt - und mit ihnen die entsprechenden Kontexte vermittelt: Der 18jährige Tiroler Bauernsohn Karl, der sich freiwillig zur Armee gemeldet hat, um idealistisch seine Heimat zu verteidigen; der 15-jährige lombardische Bursch Ricardo, der um seinen durch "die Österreicher" gefallenen älteren Bruder trauert, und schließlich Dunant, der eigentlich dem französischen Kaiser nachreisen will, um Unterstützung in einer geschäftlichen Angelegenheit zu erwirken. In der Kirche einer lombardischen Stadt treffen die drei nach der Schlacht von Solferino aufeinander - und es stellt sich die Frage, die heute nicht weniger aktuell ist als damals: Zählt Menschlichkeit mehr als politische Feindschaft?

Kathrin Steinberger hat für ihren Text umfangreich recherchiert - die gekonnt aufgebaute Geschichte wirkt jedoch niemals überfrachtet, sondern vermittelt ein eindrucksvolles Bild der historischen Ereignisse.

Die Brüder von Solferino Von Kathrin Steinberger. Jungbrunnen 2010. 230 S., geb., ? 16,40

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