Am Leuchtturm.jp - © © Moritz / Spengler (Text)/Gehrmann (Illustration)

„Am Leuchtturm gibt es Erdbeereis“: Verfolgungsjagd mit Esel

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Dieses Bilderbuch von Katja Gehrmann und Constanze Spengler erzeugt mit feinem Bildwitz auch einiges an Lachern.

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Dieses Bilderbuch von Katja Gehrmann und Constanze Spengler erzeugt mit feinem Bildwitz auch einiges an Lachern.

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Sommer, Sonne, Urlaubsidylle. Vater und Kind sind auf einer kleinen, nicht allzu überlaufenen Tourismusinsel gelandet, machen alles gemeinsam und haben es richtig schön. Morgens geht es zum Strand, man schwimmt oder spielt Federball. Aber dann wird es langweilig. Also für das Kind, das Mika heißt und in diesem Bilderbuch weder im Text noch in den Illustrationen eindeutig als Junge oder Mädchen festzumachen ist. Langweilig, weil Papa sein dickes Buch aufschlägt … Da kommt der Eiswagen gerade richtig. Und weil Papa gerade wieder an einer besonders spannenden Stelle in seiner Urlaubslektüre feststeckt, darf Mika Eis holen, muss allerdings versprechen, nur bis zum Eiswagen zu gehen und gleich wieder zurückzukommen. Was aber tun, wenn man auf dem Weg trödelt, vom Luftballonverkäufer abgelenkt wird und der Eiswagen wegfährt, bevor man seine Tüte in der Hand hat? Mika rennt – und die wilde Verfolgungsjagd quer über die ganze Insel geht los. Auf welchen Wegen sie genau verläuft, kann man ganz vorn und hinten im Buch auf der gemalten Karte noch einmal genau studieren. Eins ist jedenfalls garantiert: Tempo und Action steigern sich beinah in James-Bond-Manier. Denn ist Mika anfangs noch zu Fuß unterwegs, reitet sie zwei Seiten später auf einem Esel, sitzt dann im Lastenrad der Inselpostbotin, steigt um in den Bus und auf die Wasserski und geht schließlich in die Luft.

Der umfangreiche Text erzählt konsequent aus der Ich-Perspektive von Mika und ist durchsetzt von stimmigen Dialogen. Beides erhöht die Unmittelbarkeit und Dringlichkeit der Geschichte, die zudem elegant beiläufig über Tourismus und Mobilität erzählt, etwa wenn Mika am Hafen in einen Stau gerät, weil ein Obstlaster bei der Auffahrt zur Fähre umgekippt ist. Die von hellen Sommerfarben durchzogenen Illustrationen erzeugen mit feinem Bildwitz auch einiges an Lachern, nicht zuletzt, weil Mika bis zum Tandemsprung im finalen Showdown einer nicht von der Seite weicht: der Esel mit Sonnenhut und sturer Beharrlichkeit – auch ihm hat Mika ein Eis versprochen. Als Belohnung quasi. Der Einzige, der nichts von Mikas Abenteuer mitbekommen hat: Papa. Was für Mika und manche Leserinnen aber nichts Neues ist. Denn im ebenso schönen Vorgängerband „Seepferdchen sind ausverkauft“ des Duos Gehrmann und Spengler war das auch schon so. Dort bleibt dem alleinerziehenden Vater vor lauter Homeoffice-Arbeit verborgen, wie sich Mikas Haustierwunsch von der kleinen Maus zur halben Zoobelegschaft samt Elefant auswächst. Die besten Abenteuer beginnen manchmal eben gerade in dem Moment, wenn man unbeaufsichtigt ist und nichts als Langeweile verspürt.

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