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Auch Großmütter haben ihr Schicksal

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DAS HAUS DER ROTEN KREBSE. Ein Familienroman aus der Toskana. Von Mal Krell. Verlag Heinrich Scheffler, Frankfurt am Main. S38 Seiten. Preis 16.80 DM. — LIVELY CHARLIE. Roman von Evelyn Vlsher. Aus dem Englischen. Thomas-Verlag, Zürich/Padeborn. 189 Seiten. Preis 11.50 DM.

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DAS HAUS DER ROTEN KREBSE. Ein Familienroman aus der Toskana. Von Mal Krell. Verlag Heinrich Scheffler, Frankfurt am Main. S38 Seiten. Preis 16.80 DM. — LIVELY CHARLIE. Roman von Evelyn Vlsher. Aus dem Englischen. Thomas-Verlag, Zürich/Padeborn. 189 Seiten. Preis 11.50 DM.

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Max Krell, deutscher Dichter, in Florenz ansässig gewesen, schrieb kurz. vor seinem Tod den Roman „Das Haus der roten Krebse“, eine breit gelagerte Geschichte aus seiner toskanischen Wahlheimat. Zwei Familien stehen einander in scharfem Kontrast gegenüber, die überaus geschäftstüchtigen Zembaldi und das lebenslustige Adelsgeschlecht der Gambarelle. Das alte Wappen dieser Grafenfämilie, ein Krebs, dessen Schere sich in den Schwanz eines Fuchses verbissen hat, gibt dem Roman einen hintergründigen Titel. Ester Zembaldi, in früher Jugend auf fröhlich-abenteuerliche Art von Guido Gambarelli entführt und mit ihm vermählt, wird die kluge Herrin ihrer Kinder, Enkel und Urenkel, die „M^triarchlni“,~cier vier oenef'atio-nen gehorchen müssen. Der Roman spielt fast ein Jahrhundert lang bis in unsere jüngste Vergangenheit. Esters an Sorgen und Erfolgen reiches Dasein erhöht sich zu einem prächtigen Lebensbild der umsichtigen, tatkräftigen Großmutter, deren Wille die ganze Familie beherrscht, die aber nirgends das Echo einer Gegenliebe findet. Dieses völlige Unverständnis bei den von ihr betreuten Nachfahren kommt auf eine für den Leser wenig erfreuliche, peinliche Art nach ihrem Tode zum schärfsten Ausdruck.

Auf ganz andere Weise berichtet uns die Engländerin Evelyn Vischer von dem Leben ihrer Großmutter in einer entzückenden Ich-Erzählung,die den Kosenamen der alten Dame als Titel trägt: „Lively Charlie.“ Das Kind und das heranwachsende Mädchen ist der Liebe und Sorgfalt der Grandma anvertraut. Reizvoll entsteht auch in Rückblendungen das wechselvolle Wesen und Schicksal der betagten Frau, die in bestem und oft fröhlich betontem Sinn durch und durch weiblich wirkt. Der zuweilen in Gesprächsteilen vorgebrachte englisch-französische Kauderwelsch wircT gut wiedergegeben, während das an sich empfehlenswerte Buch arg an der schlechten deutschen Ubersetzung leidet.

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