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Die Seele Japans

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Nach dem letzten Weltkrieg vollzog sich in Japan eine tiefgreifende Wandlung. Jahrhundertealte Traditionen wurden plötzlich in Frage gestellt. Der pervertierte Ehr- und Treuebegriff japanischer Samurais wird in dem Schwarzweißfilm „Bushido” einer erbitterten Kritik unterzogen. Es beginnt mit dem Selbstmordversuch eines jungen Mädchens von heute, und nun verfolgt der Film die Spuren durch viele Generationen zurück, um auf jene tieferen Wurzeln einer bestimmten Geisteshaltung und Tradition zu kommen, die auch heute noch, wenngleich in anderer Form, spürbar ist Es ist jene bedingungslose Unterwerfung unter den Willen der herrschenden Schichte. Die Samurais waren verpflichtet, die eigene Persönlichkeit, Familie sowie Hab und Gut für den Herrn hinzugeben. Diese geheiligte Tradition wurde in den Händen degenerierter und verantwortungsloser Lehensherm zu einem Freibrief uneingeschränkter und grausamster Willkür, die jeder Sittlichkeit Hohn sprach. Der Film ist gleichsam ein Aufruf an das japanische Volk, mit dieser furchtbaren Tradition zu brechen, mit dieser finsteren Dämonie, von der sich der Mensch rückhaltlos lösen muß, um Mensch und nicht gedemütigte Kreatur zu sein. In schockierenden Bildern werden die einzelnen Generationen dieser Samurai-Familie geschildert, deren blinde Gehorsamkeit allen stets Tränen, Demütigungen und Tod als Lohn für ihre Treue brachte. Das Spiel der Darsteller ist von unheimlicher Intensität, und der Regie Tadashi Imais gelingt es, jene bestürzende seelische Entartung deutlich zu machen, unter der ein Volk jahrhundertelang litt. Es ist eine erbitterte Anklage und ein einsamer Schock für die japanische Mentalität, der Europäer vermag aber aus diesem Film manche tieferen, inneren Zusammenhänge zu erkennen, weil gewisse unbegreifliche Eigenarten jenes geheimnisvollen Volkes Ostasiens analysiert und zu enträtseln versucht werden.

Mit dem Schicksal einer Familie befaßt sich ein freundlicher amerikanischer Film, dem ein vielgelesener Roman zugrunde liegt. „Ein Schmetterling flog auf” zeigt den kleinen idyllischen Alltag, der durch den plötzlichen Tod des verunglückten Gatten und Vaters eine jähe Unterbrechung erfährt. Trotz einiger allzu gefühlsbetonter Passagen erweisen sich die Amerikaner als perfekte Könner in diesem Genre. Die ganze Dramatik des einfachen Alltags wird spürbar, und das Geschehen scheint dem Leben mit all seinen latenten Bedrohungen abgelauscht. Vor allem Jean Simmons, die sich im Film recht rar gemacht hat, zeigt sich in dieser Romanverfilmung von ihren besten Seilten.

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