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Literarische Spiellust und billige Pointen

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Mit etwas mehr Selbstdisziplin und dem Verzicht auf allzu billige Scherze käme Ulrike Längles Talent besser durch.

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Mit etwas mehr Selbstdisziplin und dem Verzicht auf allzu billige Scherze käme Ulrike Längles Talent besser durch.

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IV T ach Ulrike Längles zu recht

^ viel beachtetem Debüt mit J. 1 dem Prosaband „Am Marterpfahl der Irokesen“ (1992) kann ihr neues Buch mit großem Interesse und gespannten Erwartungen rechnen. Auch hier greift sie wieder zu ungewöhnlichen Sujets, schlägt verblüffende Volten und siedelt ihr erzähltes Totenreich inmitten des heutigen Alltags an.

Da gründet ein kulturbeflissener Zigarettenfabrikant zur Wiederbelebung der ausgestorbenen Gattung „Totengespräche“ eine Zeitschrift namens „Hadespost“, und in der Unterwelt werden prompt „Hadoises“ geraucht. Das ist zwar ganz witzig, aber Alpträume mag das nicht zu verursachen. Neben solchen harmlosen Schnurren enthalten die Erzählungen zum Teil auch schlichte Kalauer, etwa von der Sorte des schweizerischen Käsefabrikanten Wendelin, sein Produkt sei „edel, milchreich und gut“. Und daß sich die „Elefanten der Schweiz“ als die „stattlichen Kühe auf der Herbstweide“ entpuppen, wird kaum einen Senner zum Schmunzeln bringen, genausowenig die neue Produktpalette des auf modisch-gesunde Spurenelemente spekulierenden Käsekönigs, der statt „Wendofant“ nun „Zinkofant“, „Kalifant“ und „Calcifant“ verkauft. Der Ottifant läßt grüßen.

Die Autorin weiß zwar auch in diesem Buch recht geschickt mit dem Handwerkszeug des Erzählens umzugehen, sie verläßt sich aber allzu sehr auf vermeintliche Routine-Fertigkeiten und riskiert zu wenig. Verglichen mit dem Erstling, sind diese Erzählungen zu brav, vermögen kaum zu irritieren. Kurz, ich war ziemlich enttäuscht. Einigermaßen versöhnlich stimmen immerhin die Geschichten „In der Unterwelt“, „Die Pioniere der Moderne“ und vor allem die an den „Marterpfahl“ anknüpfende Erzählung „Margarita“. Da läge der Stoff für Ulrike Längles Talent, das sich dann bewährt, wenn sie auf billige Scherze verzichtet. Das Lachen beim Lesen der übrigen Geschichten ist leider selten von der Art, daß es einem im Halse stecken bleibt.

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