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Musicals, Satir

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Die Autoren Gretchen Cryer (Text, Libretto) und Nancy Ford (Musik) nennen „The Last Sweet Days Of Isaac“ ein Musical für 1970. Die Rock-Instrumentengruppe nennt sich (mit Recht) „Zeitgeist“. Musicals wie dieses, mit betonter Gegenwartsbedeutung sind modern. Junge Leute mit jungen Ideen beschäftigen sich mit der alten Welt und ihren neuen Bedingungen.

Im ersten Teil des Abends wird der steckengebliebene Lift, reparaturbedürftig im Schacht suspendiert, zu einer Art Raumkapsel, in der Ingrid (Frederika Weber) und Isaac (Austin Pendieton) versuchen, aus einer unverhofften Begegnung das Beste zu machen. Ingrid, mit blonder Perücke über braunem Haar ist so kindlich naiv — unerfüllte Dichterin, zarter Poesie — daß man nur schmunzelnd des jungen Mannes Bemühungen beobachtet und ihm Erfolg wünscht. Isaac ist ein überintellektueller, hypochondrischer, berufsmäßiger „Lebenskünstler“, der jeden Moment auskosten und aufhalten will — mit Kamera und Tonaufnahme. Ein liebenswerter Schlemihl, der im steckengebliebenen Elevator das Festhalten im wahrsten Sinne mit seiner Partnerin versucht und damit einer Szene von unvergleichlicher Komik liefert. Word Baker (Regisseur, Ed Wittstein als Bühnenbildner und David Segais Beleuchtung dürften mit „Isaac“ einen Erfolg geschaffen haben, der den „gene-ration-gap“ überbrücken könnte.

Den Lesern aller amerikanischen Zeitungen ist Art Buchwald wohlbekannt. Nun hat er eine politische Satire „Sheep on the runway“ auf die Bühne gebracht, in der er mit großem Witz das politische Tun und Treiben Amerikas in einem kleinen asiatischen Ländchen behandelt. Dieses Ländchen — in der Himalaya-Gegend gelegen — mit einem unbeschäftigten USA-Botschafter wäre nicht ein Journalist erschienen, der hinter jedem Strauch einen kommunistischen Verschwörer wittert. Es gelingt ihm, Verhältnisse zu schaffen, die ein amerikanisches Eingreifen erforderlich machen und das Ländchen ins Spielfeld der Washingtoner Regierung bringen. Verbohrte Generäle, Nationalökonomen und Koryphäen in Revolutionsfleber und Kriegshysterie machen vor den Augen des Publikums aus der Oase des Friedens einen Kriegsschauplate. In der Schärfe der Pointierung und der intimen Kenntnis aller Schwächen Washingtons auf dem Gebiet der Außenpolitik ist die zweiaktige Komödie brillant. Leute wie der Autor erhellen unser aller Leben manchmal, da ja Clowns über die Nixon-Politik laut sagen dürfen, was die ernsthaften Journalisten sich nicht anzurühren trauen. Das Bühnenbild von Peter Larkin ist gut gelungen, und Gene Saks hält als Regisseur auf Bewegung, ohne es verhindern zu können, daß der zweite Akt etwas an Leuchtkraft verliert.

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