Der Hunne Attila eroberte das Teatro Comunale in Florenz, und er hätte sich wohl niemals eines begeisterteren Empfanges rühmen können. Diese frühe Oper Verdis — seine neunte — ein durchschlagender Erfolg im Jahre ihrer Entstehung 1846, erlebte eine bemerkenswerte Wiederaufnahme unter den Händen Riccardo Mutis, der neuerdings lebhafte Aufmerksamkeit erregt hat und daran ist, sich zu einem internationalen Star zu entwickeln, doch vorerst ist er dem Florentiner Opernhaus treu geblieben. (An der Wiener Staatsoper debütierte er mit „Aida“.)Das Libretto von „Attila“ ist wenig
Immer noch streiken die Orchestermitglieder der New Yorker Philharmonie — aber wegen der vielen in- und ausländischen Gastorchester, die sich in New York produzieren (zuletzt waren es die Leningrader), weint niemand den New Yorkern eine Träne nach, und es wäre nicht überraschend, wenn plötzlich die ganze Saison gestrichen würde. Nur ist es traurig, daß gerade jetzt Pierre Boulez, der bisher unter Abonen-tenschwund, Hustenanfällen oder Exodus vieler Hörer während der Aufführungen leiden mußte, endlich seinen großen Erfolg gefunden hatte. Nach vielen Vorwürfen über zuviel
Jacques Offenbach hat seine einzige Oper „Hoffmanns Erzählungen“ unvollendet hinterlassen. Woher der Dirigent Bonynge die Informationen aufgetrieben hat, die seinen Änderungen entsprechen, wissen wir nicht. Wir haben immer gehört, daß alle relevanten Skizzen Offenbachs für seinen Hoffmann außer dem Klavierauszug verlorengegangen sind. Er arbeitete an der Fertigstellung eines Klavierauszugs fieberhaft, doch ehe die Pariser Oper die Erstaufführung bringen konnte, war Offenbach bereits von dieser Erde abgerufen worden. Dieser Klavierauszug, die einzige authentische Unterlage, ist
Bei den Broadwayproduzenten kann man dieses Jahr wirklich feststellen, daß Theaterleute meist Optimisten ßinid und ihr Himmel voller Geigen hängt. Geigen im wahrsten Sinne des Wortes, denn mehr „Musicals“ als je zuvor sind in den Spielplänen der verschiedenen Theater zu finden. Und meist sind es alte Bekannte, die jetzt in neuem Gewand auftauchen. Der Broadway, seine Produzenten und Direktoren verlassen sich, scheint's, darauf, daß die großen Erfolge der fünfziger Jahre, jetzt fast ein Viertel Jahrhundert später ihren Erfolg in musikalischer Version wiederholen und die an großer
Zwischen den rot-goldenen Deckeln dieses Buches, das in Kürze im Kindler-Verlag (München) deutschsprachig erscheinen wird, gibt es so viele Seiten zu entdecken wie an der Persönlichkeit seines Autors Rudolf Bing. Es sind witzige, arrogante, aufrichtige Memoiren, in denen Künstler wie Maria Callas, Jussi Bjoerling, Giuseppe di Stefano, George Solti und George Szell, die Gewerkschaften und die Musikkritiker vom Standpunkt des „Manager-tums“ geprüft werden. Bing rühmt den „Stand seiner Kassen“, die in IS von den 22 Jahren seiner Direktion zu 97 Prozent ausverkauft waren — v>as
Gottfried von Einem hat soeben seine sechswöchige Reise durch die USA beendet. Anläßlich des 50jähri-gen Bestehens der San Francisco Opera hat dieselbe die amerikanische Uraufführung von Einems „Der Besuch der alten Dame“ gebracht und den Komponisten dazu eingeladen. Die Regie führt Francis Ford Coppola, der — wie er selber sagte — nun nach seinem Erfolg mit der Regie des „Paten“ (Godfather) sich Dinge erlauben kann, an die er früher nicht herantreten konnte, wie zum Beispiel eine Opernregie an einem großen Haus. Regina Resnik sang die Titelrolle und Maurice Pe-rez (der
Spoleto erlebt dieses Jahr sein 15. Festival, und wie immer verbindet es zwei Begriffe, die heute anscheinend nicht mehr zusammen passen wollen: Exklusivität und Jugend. Das Festival unterscheidet sich von anderen, an schöne Orte gebundene Festspiele, indem es auf renommierte Namen verzichtet und auch nicht um jeden Preis belehren will. Das Programm enthält neben Oper, Schauspiel und Ballett auch neapolitanische Volkssänger, Kammerkonzerte und Kunstausstellungen. Die Eintrittspreise sind niedrig, Stargagen sind nicht zu bezahlen, da die Stars zumeist erst hier geboren werden.
Der sein Amt am 1. Juli antre-dende neue Direktor der Metropolitan Opera, Göran Gentele — früher Leiter der Königlichen Oper in Stockholm —, wird sich an seinem Eröffnungsabend am 16. September nicht nur als„Hinter-den-Kulissen“-Persön-lichkeit, sonder gleichzeitig als Regisseur der neuen „Carmen“-Produktion (Dirigent Leonard Bernstein) hervortreten.Es gibt keinen „Met-Direktor“ im 20. Jahrhundert, der auch als Regisseur gewirkt hat. Zwar hat man im „Fall Gentele“ den Vertrag auf die Tatsache basiert, daß er in Schweden als Opern-, Theater- und Filmregisseur tätig
Der Inhalt des Abends mit dem Titel „Leben im Sommer und Überleben im Winter“ wird schon mit der Zeichnung auf dem Einband des Programmheftes symbolisiert. Es zeigt ein Gewehr, das von Blumen umrankt ist. 35 bildhübsche junge Burschen und Mädchen mit viel Humor und ohne jegliche Exaltation tanzen ihr Land und ihr Leben und bringen ihre gute Laune, aber auch den Ernst ihres täglichen Lebens auf den Broadway. Die Generation, die mit dem Gewehr in der Hand aufwächst, aber gelernt hat zu singen, zu tanzen und sich zu amüsieren. Es sind nicht alle Nummern heiter — der Weg dieser
Die meist diskutierte, gepriesene und angegriffene „Show“ dieser Saison „Jesus Christ Superstar“ hatte kürzlich ihre Premiere am Broadway. Doch der Weg zu dieser befremdenden Bühnendarstellung des Leidensweges Christi ging nicht von der Kirche aus, sondern vom Plattenstudio — wo zunächst zwei Schallplatten mit obigem Titel erschienen und von denen in wenigen Wochen mehr als 5 Millionen (!) Exemplare verkauft wurden. Bald haben die Erzeuger ihre Schallplattenidee auf die Bühne übertragen.
Persepolis, von Darius dem Großen, achämenidischem Kaiser, im 6. Jahrhundert v. Ch. gegründet, war die geistige und kulturelle Hauptstadt des persischen Kaiserreiches — dessen 2500jähriges Jubiläum im kommenden Oktober gefeiert wird.Es sind mehrere Jahrhunderte her, daß Alexander von Mazedonien diese Stadt in Brand steckte und damit seine Eroberung des persischen Kaiserreiches besiegelte. Ein anderer Grieche, der Komponist Jannis Xenakis, hätte fast seinerseits die Ruinen der Achämenäer angezündet — als sein Werk „Persepolis“ welturaufgeführt wurde. Anscheinend als Ehrung
• Im Rahmen der Abendmusiken im Berner Münster erlebte ein neues Werk von Hans Ulrich Lehmann, „Dis-Cantus II für Sopran, Orgel, Bläser und Streicher“, unter der musikalischen Leitung von Walter Kügi seine Uraufführung.Es ist verständlich, daß der Generalintendant der New York City Opera, Julius Rudel, ein ebenso vielseitiger Musiker wie tüchtiger Administrator , die neue Saison mit dem bisher größten Erfolg seines Hauses eröffnete: Arrigo Boitos lange vernachlässigtem „Meflstofele“. Vergangenen Jahres war dieses Werk aus der Mottenkiste herausgeholt worden, wo es 30
Aurel von Milloss braucht Liebhabern des Balletts, der Oper oder des lyrischen Theaters jeder Art nicht vorgestellt zu werden. Allein am alljährlichen Florentiner Musikfest ist er seit 1939 ständig tätig gewesen und hat viele Arbeiten zeitgenössischer Komponisten, wie Bartök, Strawinsky, Dallapiccola, um nur einige zu nennen, auf die Bühne gebracht. Er hat solchen Werken auch auf vielen westlichen Bühnen zum Leben verholten, genauso wie er unzähligen begabten modernen italienischen Malern zum Bekanntmachen ihres Strebens verhalt.
Gleich dem Dogen Jacopo Tiepolo, der im Traume zwei Engel vom Himmel auf eine sumpfige, von Blüten bedeckte Ebene niedersteigen sah und eine Stimme sprechen hörte: „Dies ist der Ort, den ich für meine Verkünder gewählt habe..hat Igor Strawinsky die gleiche Stätte für seine letzte Ruhe bestimmt: die Kirche San Giovanni e Paolo für die Feier seiner Einsegnung. Der Mann, dessen Lebensstädte Oranienburg, Paris, Vevey am Genfersee, Hollywood und New York waren, bestimmte Venedig als •einen letzten Ruheort.
Als die Schauspieler in der zur Bühne gewordenen „Kirche zum Guten Hirten” in New York ihre Hände falteten und das „Vaterunser” sprachen, standen viele im Publikum auf und sprachen das Gebet miit. Es war einer der erschüittemidisten Momente der Aufführung des Prozesses der Neun von Catonsville.Dieses Stück ist ein Dokumenitar- stück, auf Prozeßprotokollen beru» hend. Im Mai 1968 verbrannten neun katholische „Radikale” öffentlich, unter ihnen Geistliche und eine Nonne — alle Gegner des Vietnamkrieges — in Catonsville (Maryland) Wehrdienstlisten und andere Dokumente der
Das österreichische Kulturinstitut, jetzt unter der umsichtigen Leitung von Dr. Richard Sickinger (dessen Vorgänger Dr. Gottfried Heindl war), übt schon immer die Funktion eines kulturellen Schaufensters in New York aus. Die Ausstellungssaison der Saison 1970/71 brachte eine Übersicht des Werkes der Salzburger Künstlerin Gerda Düring, die in Tuschgraphiken 46 Zeichnungen von Szenen verschiedener Salzburger Aufführungen der letzten zehn Jahre zeigte. Obwohl skizzenhaft, war doch die Atmosphäre der ganzen Opernszene deutlich spürbar.Die erste „one woman show“ der Kärntner
„Kinder”, erklärte Komponist, Librettist, Regisseur und Festival-Direktor Gian Carlo Menotti, „stellen das letzte, ehrlich-unvoreingenommene Publikum dar, das es noch gibt. Sie kümmern sich nicht darum, was die Kritiker schreiben, und machen sofort klar, was sie begeistert und was sie langweilt.” Menotti ist einer der meistgespielten Opernkomponisten der Gegenwart — aber die Meinungen über ihn sind geteilt. „Reaktionär” nennen ihn die einen, die ihn als Komponisten der neuen Musik nicht ernst nehmen wollen. „Endlich einer, dem noch Melodien einfallen und der weiß, wie man für Sänger und Bühne schreibt”, sagen die Intendanten, denen er volle Häuser beschert. Anläßlich der Weihnachtspremiere einer seiner bekannten und einer neuen Oper, „für Kinder bestimmt und solche, die Kinder lieben”, waren alle begeistert und nicht einen Augenblick gelangweilt.
An jedem Montagmorgen ließ Stephen Joseph, Lehrer einer Volksschule in den Ghettos New Yorks, seine Schüler einen Aufsatz schreiben — immer über dasselbe Thema: „Was passierte in meiner Straße am Wochenende?“ Es passierte, daß zum Beispiel Menschen umgebracht wurden, Betrunkene in Haustoren schliefen, Ratten und Hunde Kinder bissen — die Rauschgifthändler nicht zu vergessen …Lehrer Joseph sammelte die Aufsätze seiner Schüler (im Alter von 7 bis 16 Jahren) und machte ein Buch, daß er „The Me Who Nobody Knows“ (Das Ich, das niemand kennt) nannte. Es wurde, außer einem
Der erste große Theatererfolg der neuen Saison am Broadway sind „The Rothschüds“ — ein Beweis, daß man Geschichte, jüdisches Leben und Finanzwesen zu einem wirkungsvollen „Musical“ schmieden kann.Seitdem zu Großvaters Zeiten das Lustspiel „Die fünf Frankfurter“ von Karl Rösler (1912) in Deutschland erfolgreich über die Bühnen ging, haben viele Autoren das Thema behandelt, wie es dazu kam, daß die fünf Söhne des Mayer Am-schel Rothschild aus dem Frankfurter Juden-Ghetto eine Dynastie wurde, nachdem sie zur Zeit der Napoleon-Kriege finanzielle und politische
Julius Rudel, Intendant der New York City Opera, kümmert sich glücklicherweise nicht um jene Puristen, die ihre Augenbrauen hochziehen, wenn er eine Oper bringt, deren Inszenierung von der Tradition abweicht oder dieselbe Oper (zu einem Preis, der zwei Drittel unter den Preisen der Metropolitan Opera liegt) auch dann in den Spielplan aufnimmt, wenn sie auch gegenüber der Plaza des Lincoln Center von der „großen Schwester“ gespielt wird...Im ersten Fall handelt es sich um eine Neuinszenierung von Gounods „Faust“, der von Frank Corsaro realistisch und geschichtlich logisch inszeniert
Die Autoren Gretchen Cryer (Text, Libretto) und Nancy Ford (Musik) nennen „The Last Sweet Days Of Isaac“ ein Musical für 1970. Die Rock-Instrumentengruppe nennt sich (mit Recht) „Zeitgeist“. Musicals wie dieses, mit betonter Gegenwartsbedeutung sind modern. Junge Leute mit jungen Ideen beschäftigen sich mit der alten Welt und ihren neuen Bedingungen.Im ersten Teil des Abends wird der steckengebliebene Lift, reparaturbedürftig im Schacht suspendiert, zu einer Art Raumkapsel, in der Ingrid (Frederika Weber) und Isaac (Austin Pendieton) versuchen, aus einer unverhofften Begegnung das
Schostakowitschs. 13. Symphonie wurde kürzlich vom Philadelphia Orchester unter Eugene Ormandy zum erstenmal hierzulande aufgeführt. Obzwar die Musik dieses Komponisten im allgemeinen als sowjetische Propagandakunst angesehen wird, war der Kreml anscheinend mit dem Werk nicht zufrieden und verlangte nach der Premiere gewisse Änderungen, bevor es wieder aufgenommen werden konnte. Das Werk ist beileibe nicht das, was man sich unter einer Symphonie vorstellt. Von verschiedenen sozialen und weltanschaulichen Ideologien beherrscht, ist das einstündige Opus ein Mittelding zwischen Tondichtung
Als jüngster Wunderknabe des italienischen „Showbusineß“ und bereits als Nachfolger Franco Zeffirellis vorgesehen ist Luca Roncöni, dessei „O r 1 a n d o - F u r i o s o“-Produktion aus Ariosts epischem Gedicht vom ersten Moment zum allgemeinen Gesprächsthema aller Theaterverbundenen geworden ist. Seit der Premiere im Spätsommer beim „Fest- spiel der Zwei Welten“ in Spoleto hat die Produktion schon eine Tournee durch einige italienische Städte, hinter sich gebracht und ist für die Festspiele 1970 in Jugoslawien, Edinburgh und Israel gebucht. Es ist anzunehmen, daß auch eine amerikanische Produktion folgen wird.
Eine Ära des New Yorker Musiklebens ist mit dieser Saison zu Ende gegangen — eine der interessantesten, dynamischsten in ihrer Bedeutung für die Zukunft des amerikanischen Musiklebens. Leonard Bernstein — der seit mehr als einem Jahrzehnt die Geschicke der New Yorker Philharmonie leitet — ist zum letztenmal als ständiger Dirigent vor dem Orchester gestanden, das in mehr als einem Sinne zu „seinem“ Orchester geworden ist. Er wird gelegentlich als Gastdirigent in Erscheinung treten — aber es wird nicht annähernd dasselbe sein wie Leonard Bernstein als Leiter und ständiger
Politisches Kabarett, so wie es in Europa allgemein bekannt ist, war bisher in Amerika fast unbekannt. Nach einigen Fiaskos und gescheiterten Versuchen fängt es aber nun auch hier an Fuß zu fassen.Die Theater-Satire (oder auch kabarettistische Revue) „Red, White and Maddox“ ist ein Beweis dafür. Dieses Stück, in dessen Mittelpunkt ein rabiater Segregationist steht — Lester Maddox, Gouverneur des Staates Georgia — ist ein geeignetes Objekt für eine Satire. Ein kleiner Restaurateur, dem es gelungen ist Aufmerksamkeit zu erregen und der praktisch über Nacht von seinem
Wenn ein Mitglied der Familie Rothschild den Plan zu einem schöpferischen Unternehmen faßt, so ist anzunehmen, daß dieser von Erfolg gekrönt sein wird. Mit Geduld und Phantasie, hauptsächlich aber mit der Fähigkeit ausgestattet, den richtigen Zeitpunkt für die Ausführung des Planes zu wählen, versuchte Batsheba de Rothschild ihre beiden Hauptinteressen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen: nämlich ihr Interesse für das Land Israel und für die moderne Tanzkunst. Das Resultat ist eine Tanzgruppe von so hohem künstlerischem Niveau und professionellem Können, wie es dieses Land
Die New Yorker Musiiksaison 1969/70 hat, zumindest was Kammer- und Symphonische Musik anbelangt, einen recht erfreulichen Anfang genommen. Die Durchführung der Opernsaison ist leider immer mehr als fraglich geworden. Die Verhandlungen zwischen Administration und 14 Gewerkschaften werden immer wieder unterbrochen, und es ist fraglich, ob und wann eine Einigung erzielt werden wird. Somit konzentriert sich die Musikwelt für die renovierte, nunmehr nach sieben Jahren seit der Eröffnung endlich Auge und Ohr zufriedenstellende „Philharmonie Hall“. Dies ist an erster Stelle dem deutschen