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Attila“ von Verdi

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Der Hunne Attila eroberte das Teatro Comunale in Florenz, und er hätte sich wohl niemals eines begeisterteren Empfanges rühmen können. Diese frühe Oper Verdis — seine neunte — ein durchschlagender Erfolg im Jahre ihrer Entstehung 1846, erlebte eine bemerkenswerte Wiederaufnahme unter den Händen Riccardo Mutis, der neuerdings lebhafte Aufmerksamkeit erregt hat und daran ist, sich zu einem internationalen Star zu entwickeln, doch vorerst ist er dem Florentiner Opernhaus treu geblieben. (An der Wiener Staatsoper debütierte er mit „Aida“.)

Das Libretto von „Attila“ ist wenig bedeutend, die Gestalten haben wenig „Charakter“, aber die Partitur zeigt Farbenfreudigkeit, jede Szene hat musikalisch ihren eigenen Stil, und der Dirigent bezeugte seine enge Verwandtschaft mit dem frühen Schaffen Verdis. Dies war schon mit dem Beginnen seines Wirkens in Florenz klar, als er mit der Wiederaufnahme der „Masnadieri“ bewies, daß er zweifellos als einer der begabtesten Operndirigenten des heutigen Italien gelten kann.

Die Aufführung war sorgfältigst vorbereitet und durchgeformt. Die überragende Gestalt Nicolai Ghiau-rovs in der Titelrolle beherrschte die Bühne, seine Stimme erwies sich als vollkommen für den frühen Verdi geeignet, sein Spiel erinnerte an das des „Boris“ — perfekt in jeder Hinsicht. Leyla Gencer, die in der Türkei geborene Sopranistin, sang das rachsüchtige Kriegermädchen Odabella mit etwas rauher Stimmge-bung, und ihre Darstellung schien beweisen zu wollen, daß Oper eine „große“ sein muß. — Der Enzio Norman Mittelmans war von bemerkenswerter stimmlicher Schönheit und der junge Tenor Veriano Lucchetti bot einen kraftvollen Foresto mit durchwegs guter Stimme — ein vielversprechender Sänger.

„Attila“ ist kein leichtes Bühnenwerk, doch hat die Aufführung alle Hindernisse der Darstellung überwunden. Sandro Sequis Regie war gut durchdacht und erfreulich unaufdringlich. Sie gewann sehr durch die phantasievollen Dekorationen und stilgerechten Kostüme von Pier Luigi Pizzi, von dem auch die wirkungsvollen Beleuchtungseffekte stammten. Pizzis Arbeit beweist, daß er mit Recht einer der begehrtesten Bühnenbildner an allen italiensiechn Opernhäusern ist. Der bravourös einstudierte Chor erfreute durch bedeutende Höhepunkte. So geboten, war dieser „Attila“ — wie auch andere frühere Verdi-Werke, ein künstlerisches Erlebnis: ein Meisterwerk, dessen Gesamtkonzept erst an diesem Abend wirklich als solches hervortrat.

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