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Raritäten
• Im Rahmen der Abendmusiken im Berner Münster erlebte ein neues Werk von Hans Ulrich Lehmann, „Dis-Cantus II für Sopran, Orgel, Bläser und Streicher“, unter der musikalischen Leitung von Walter Kügi seine Uraufführung.
Es ist verständlich, daß der Generalintendant der New York City Opera, Julius Rudel, ein ebenso vielseitiger Musiker wie tüchtiger Administrator , die neue Saison mit dem bisher größten Erfolg seines Hauses eröffnete: Arrigo Boitos lange vernachlässigtem „Meflstofele“. Vergangenen Jahres war dieses Werk aus der Mottenkiste herausgeholt worden, wo es 30 Jahre unbeachtet gelegen hatte. Am Morgen nach der Aufführung schrieben die Kritiker Superlative, stürmte das Publikum die Kasse und seither ist „Mefisto- fele“ aus dem Repertoire nicht mehr wegzudenken — die Oper ist ein Standardwerk geworden und ging nun wieder über die Bühne des State Theaters. Seit der Ankündi-
gung sind alle Vorstellungen ausverkauft, Kritik und Publikum sind mit Recht ebenso enthusiastisch als voriges Jahr.
Es ist das Werk eines Komponisten, der zugleich ein Dichter und ein Dramatiker ist. Für Boito, wie für Goethe, ist der Teufel — nicht Faust — die Hauptperson. Für ihn, der Gott eine Wette vorschlägt, sind Faust und Margarethe kaum mehr als Marionetten, es geht um die Auseinandersetzung mit der Gottheit
Die Inszenierung von Tito Capo- bianco mit Projektionen und psychedelischen Lichtspieleffekten gibt dem Werk moderne Akzente und es gibt keinen toten Moment auf der Bühne. Doch sind es nicht Regie und Effekte aHein, die „Meflstofele“ zum Erfolg machen — es wird erstklassig gesungen und dirigiert
Norman Treigle, der vielseitige Baß, erschöpft die Titelrolle darstellerisch und gesanglich vollendet. Ideal besetzt waren auch Nicholas di Virgilio als Faust und Carol Neblett in der Doppelpartie der Margarethe und Helene.
Eine andere, verschollene, seit Jahren nicht mehr gehörte Oper: Gaetano Donizettis „Robert Deve- reux“ wurde ebenfalls diese Saison in den Spielplan aufgenommen — dieses um dem Star des Hauses, Beverly Sills, ein Vehikel zu geben, welches ihrem Talent entspricht und sie für die Treue belohnt, die sie dem Haus Saison um Saison hält. Sie hat dort ihren Namen gemacht, zunächst als Lucia und wie immer, wenn sie auf der Bühne steht, feiert sie Triumphe.
Es ist die Geschichte von Robert Devereux, Earl von Essex, einem Günstling und Geliebten der Königin Elisabeth. Er wurde von ihr 1599 wegen Hochverrats hingerichtet. Zweifellos spielte Eifersucht eine entscheidende Rolle. Es war nicht Donizettis Stärke, historischen Figuren auf der Bühne Leben einzuhauchen — dennoch enthält die Oper einige Szenen, die Drama und Musik eindrucksvoll verbinden. Ming Cho Lees Ausstattung und Tito Capobiancos Regieführung sind korrekt und erfreulich fürs Auge,
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