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Neue Wege der Aquarellmalerei

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Vor etwa zwanzig Jahren trat ein junger steirischer Künstler, der Gleisdorfer Camillo Kurtz, mit Aquarellen, die ganz von der Schablone abwichen, vor die Öffentlichkeit. Seine Technik, die Farben auf ein nasses Zeichenblatt zu setzen und durch das Verschwimmen der Farben besondere Wirkungen zu erzielen, führte schon damals zu Leistungen, die sich Beachtung erzwangen, aber doch noch zu stark den Charakter dez Zufälligen trugen.

Diese Technik, die eine ungemeine Sicherheit der Prima-vista-Malerei verlangt, bedingt von vornherein, daß sich der Künstler vom bloßen Nachmalen, von der exakten Wiedergabe des Naturausschnittes freimachen und mit Hinweglassung aller überflüssigen Details den bildhaften Eindruck der Natur festhalten muß. Er kommt folgerichtig zur komponierten Landschaft, die aber von tiefer Naturempfindung durchpulst ist. Heute hat Kurtz in dieser malerischen Technik bereits einen hohen Grad der Vollendung erreicht. Seine Aquarelle, traumhaft duftige Landschaften mit den hingehauchten Silhouetten der Berge, zarten Birken und schimmernden Wassenflächen, wirken wie bildgewordene lyrische Gedichte, deren wundervoller Rhythmus und tonige Feinheit bezaubern.

Diese bei aller Naturnähe doch über die Naturwiedergabe hinausstrebende Gestaltungskraft des Künstlers offenbart sich auch in seinen Pastellen, deren Motive fast ausschließlich der religiösen Sphäre entnommen sind. Auch in ihnen gestaltet Kurtz vollkommen frei, ist aber doch erfolgreich bestrebt, seine Motive geistig zu durchdringen und das Gedankliche sinnvoll in eine, wenn auch verklärte Wirklichkeit zu übersetzen. Kompositionell sind diese Blätter fast durchwegs glänzend gelöst, von starkem Rhythmus der Linienführung erfüllt und durch eine unerhörte Leuchtkraft der Farben ausgezeichnet. Das Problem des Lichtes wird vorbildlich gelöst.

Von besonderem Reize sind seine Madonnen, deren zarte Schönheit immer wieder bestrickt. Sie scheinen aller Erdenschwere entrückt, jungfräulich und mütterlich zugleich in Haltung und Gebärde, bezaubernd durch den wundervollen Züsammenklang der fast unirdisch duftigen Farben.

Camillo Kurtz, der, einer Einladung folgend, in einigen Wochen in Luxemburg Proben seiner Kunst in einer Ausstellung zeigen soll, wird zweifellos im Auslande die Aufmerksamkeit und Zustimmung erringen, die ihm, dem allzu Bescheidenen, in seiner engeren Heimat bisher nicht im verdienten Ausmaße zuteil geworden sind.

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