Widerstand ist zwecklos - © Illustration: Lea Loos / Avant Verlag

Wie effektiv ist gewaltloser Widerstand?

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Lektorix des Monats: „Widerstand ist zwecklos – Nein!“ von Lea Loos.

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Lektorix des Monats: „Widerstand ist zwecklos – Nein!“ von Lea Loos.

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Klimawandel, strukturelle Ungerechtigkeiten, die Zunahme autoritärer Regierungen, das Sterben im Mittelmeer – die Krisen, denen unsere Gesellschaft und insbesondere junge Menschen gegenüberstehen, sind vielfältig und komplex. Wie wir diesen und anderen Herausforderungen unserer Zeit auf effektive Weise entgegentreten und Veränderungen bewirken können, führt Lea Loos in ihrem erzählenden Sach-Comic „Widerstand ist zwecklos – Nein!“ auf anschauliche, fundierte und unterhaltsame Art vor. Im Zentrum steht dabei der (wissenschaftlich belegte) Grundgedanke, dass gewaltfreier Widerstand – mit den richtigen Strategien, genügend diversen Befürworter(inne)n und einem langen Atem – nachhaltiger und erfolgreicher ist als gewaltsame Proteste.

Ausgehend von einem fiktiven Konflikt (bei Protesten im Pflegeheim gegen das schlechte Essen kommt es zu Angriffen auf das Pflegepersonal), versteht es die deutsche Illustratorin, moderne Erkenntnisse aus der Soziologie auf zugängliche und lebhafte Weise an jugendliche Leser(innen) zu vermitteln. Dies gelingt nicht nur durch die alltagsnahe Erzählsituation des Comics (eine Familie beginnt nach der Berichterstattung über die Proteste über Widerstandsformen zu diskutieren), sondern auch dank der facettenreichen Gestaltungs- und Vermittlungsstrategien, die im Buch Anwendung finden. Einerseits lässt die Autorin die erwähnten Wissenschafter(innen) mithilfe eines geschickten Erzählkniffs persönlich im Wohnzimmer der Familie auftreten.

Andererseits werden die bunten, die häusliche Gesprächssituation abbildenden Panels von verschiedenen, andersfarbigen Einschüben unterbrochen: Historische Beispiele gewaltfreier Protestbewegungen und digitale Recherchen in der fiktiven App „Who, Who?“ werden dabei ebenso in die Erzählung eingebunden wie Tabellen, Diagramme und erzählende Schaubilder, die die referierten Forschungsergebnisse auf kreative Weise veranschaulichen.

Neben diesen intermedialen Einschreibungen besticht vor allem die Figurenkonstellation des Comics: Es ist die junge Tochter, die ihre Eltern – zusammen mit den nacheinander auftauchenden Soziolog(inn)en – über die Dimensionen und Strategien gewaltlosen Widerstandes informiert und auf differenzierte Weise zwischen den (eindimensionalen) Positionen von Mutter („Passiver Widerstand bringt nix!“) und Vater („Gewalt ist unmoralisch!“) vermittelt. Dabei führt der Comic nicht zuletzt vor, wie unterschiedliche Meinungen und Perspektiven im Dialog gemeinsam ausgehandelt werden können.

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