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Zuchthäusler nicht ernst genommen

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Mit dem Versuch, die Schattenseiten des Menschlichen aufzuhellen, täuscht uns Roland Friese den Betrieb eines Gefängnisses vor — ein Versuch, den wir, auch bei bestem Willen zu verstehen, als wirklichkeitsfremde Konstruktion rundweg ablehnen müssen. In einem Zuchthaus, das bezeichnenderweise vor Zeiten ein Kloster gewesen ißt, haben die Verbrecher ihr „Hoftheater“ eingerichtet. Wohlwollend überwacht und gefördert von der Anstaltsleitung spielen sie „Kabale und Liebe“, „Jedermann“ und Operetten und veranstalten bunte Abende, zu ihrem Vergnügen und zu dem ihrer rund tausend Mithäftlinge. Der Autor spricht manches vernünftige Wort über Parallelen von Theater und Wirklichkeit und über das Erzieherische der Kunst. Das Geistreiche und Amüsante verkümmert aber in dem Gestrüpp der unklaren Handlung und des ermüdenden Stils.

Auch in Pauls „Duell über der Schlucht“ wimmelt es von Zuchthäuslern, die teils edelmütig, teils brutal sind. Die Grundidee des Buches ist nicht neu aber ganz nett. Ein österreichischer Bühnendichter und sein Schweizer Freund wollen „mit Ruhe und süßem Frieden“ ihre Ferien in Italien genießen. Eine Kleinigkeit jedoch, scheinbar etwas ganz Nebensächliches, stört aufs peinlichste ihr geplantes Vergnügen. Mit einemmal sind sie in die grausigen Pläne einer Räuberbande verstrickt. Das „Duell“, das dem Buche den Titel gibt, zählt zu den mehr oder weniger ritterlich-freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Italienreisenden und den Verbrechern. Das gute Ende besteht darin, daß die meisten Zuchthäusler mit Tod abgehen. Im Mechanismus der Geschehnisse knarrt es von Un-wahrscheinlichkeiten. Einen nennenswerten Vorzug des Romans bildet die lockere, gut gesehene Wiedergabe der italienischen Umwelt. Die von einem Ungenannten emsig beigesteuerten Zeichnungen sind in ihrer törichten Art durchaus mißlungen.

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