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Realien des Biedermeier

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Eigentlich sollte der August im Sonderausstellungsraum des Niederösterreichischen Landesmuseums dem Fabulierer Gustav Schütt gewidmet sein. Er war eine liebenswürdige Künstlernatur vom alten Schlag: Schwärmer, Weinbeißer und Lautensänger. In sein Laxenburger Domizil eingesponnen, komponierte er Allegri für Tuschfeder und Aquarellpinsel, den Generalbaß dazu gab ein bisserl der Unkenruf aus dem fernen Tümpel von Zwickledt an. Vor kurzem verstarb er,. der heiter phantasierende Herr Professor Schütt. Für eine Gedächtniisschau will man erst die Ordnung seines Nachlasses abwarten. Verständlich und richtig.

Nun füllt man die zeitliche Lücke in der Herrengasse mit einem kleinen, improvisierten, museologischen Parergon zu der großen Ausstellung „Romantik und Realismus in Österreich“, nämlich „Genremalerei des Biedermeier“. Die hauseigene Sammlung bot genügend Auswahl unter dem Gesichtspunkt „Realien“. Das Sittenbild und die Landschaft als Dokumente der Lebenskultur, der Volkskunde und der Topografie. Anekdotisches und erzählerisch auf- gefaßtes Geschehen vollzieht sich im akkurat wiedergegebenen Milieu, der Folklorist und Kulturhistoriker sieht sich im Vormärz genau um, studiert am Gemälde Innenräume, Tracht, Möbel und Gerät der bäuerlichen Welt.

Da hocken sie gemütlich beieinan der, im braunen Dämmer des Wein kellers und Michael Neder, de Freund der Hauer, war dabei. Ech nederisch und noch ganz bieder meierlich empfunden sein Bild wenn es auch erst im 66er-Jahr ent stand. Besonders schön ein aquarelli stisch leicht gemalter Peter Fendi „Die Segnung der Braut“, wie de: Aktschluß eines gefühlvollen Volks Stückes inszeniert. Mit einer Aktuali tät aus der Frühzeit der Eisenbahi wartet der wackere Anton Schiffe: auf: Empfang des ersten Zuges ii Gloggnitz, Anno 1842, figurenreich locker h-ingepinselt, lustig anzuschauen. Bei Johann Matthias Ranft poltern Landkinder durch die Stube, beim Hüterbuben auf Friedrich Gauermanns geliebter heimatlicher Viehweide geht es freilich viei idyllischer zu. Geheimtip: die erlesene Melker Vedute von Thomai Ender, unter einem Firmament vom goldig angehauchten Blau barockei Freskenhimmel.

• Kurt Absolons Aquarelle un Zeichnungen werden zur Zeit ir Tiroler Kunstpavillon in Innsbruc. gezeigt.

• György Ligetis „Requiem“ wird i den nächsten Monaten in Brüsse beim Flandern-Festival, beir, 12. Warschauer Herbst anläßlich de 42. IGNM-Festes sowie bei den Ber liner Festwochen im Oktober auf geführt.

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