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Salongeplauder aus Klagenfurt

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Für sehr junge Bühnenautoren ists zur Konvention geworden, unkonventionelle dramatische Ausdrucksmöglichkeiten anzustreben. Stehr gut, sehr schön, wenn dabei etwas wirklich Originelles herauskommt. Die 23jährige Wienerin Christina Kovėsi aber fühlt sich durch ihr Alter gar nicht erst zu Experimenten verpflichtet, sondern richtet sich wohnlich im Salon ein, den Urgroß- papa Kadelburg und Blumenthal, diverse französische Onkel und Papa Nebhut dekorierten. Großonkel Fodor hat auch da und dort ein bißchen den letzten Schliff gegeben. Kurzum: Fräulein Kövesi hat ein Stück alter Schule verfaßt, streckenweise Schwank, stellenweise Komödie. So stellt sie immerhin einen recht amüsanten Dreiakter auf die Bretter, ihr Lustspiel „Familienglück", mit dem die Kammerspiele des Stadttheaters Klagenfurt nun im Akademietheater gastierten. Lockerer, für salonfähigen Plauderton geschriebener Dialog mit Spitzlichtern von Esprit, sicheres „Gspür“ für bühnenwirksame Situationen und ein guter Schuß unbefangener Ironie nehmen für die Autorin ein.

Florian Lepuschitz fand als Regisseur für dieses Plüsch-Capriccio im Hause eines begüterten Herrn der Jahrhundertwende den richtigen Ton. Mit bewährten Mitteln mimen die Darsteller unter seiner Leitung vergnüglich bewährte Typen. Die Dame: Hertha Fauland — ein Hauch von Patschuli umweht ihre Irrungen und Wirrungen, eine dekorative Unverstandene, stets bereit, In peinlichen Momenten standesgemäß in Ohnmacht zu fallen. Der Gatte: Otto Hans Böhm — die betuliche Harmlosigkeit selbst, mit wilhelminischen Bartspitaen. Der Freunde Volker Krystoph — ein charakterlich leicht angenagter Elegant mit männlicher Ausstrahlung und tadellosen Manieren. Die Großmutter: Gisa Wurzel — eine ganz bezaubernde grundgescheite alte Dame und matriarchalische Hauskomman- deuse. Die Tochter: Karin Heske — ein holdes Trotzköpfchen mit kleinen Widerhaken. Der junge Verehrer: Heinz Haiden — Gymnasiastennöte, wenn der junge Wein blüht. Das Hausmädchen: Gisi Matz- ner — Koketterie bei wenig Text. Animierter Applaus. Ein Stück, das in der guten alten entschwundenen sprichwörtlichen „Provinz“ gewiß volle Häuser gemacht hätte, wie etwa „Pension Schöller“ und „Familie Schimek“, in Troppau, Iglau, Gablonz, Reichenberg, Aussig...

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