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Komasaufen: dieses Wort findet der Leser in der 24. Auflage des Duden noch nicht, obwohl es heißt, in diesem Standardwerk seien alle Neuwörter der letzten Jahre angeführt. Koma, komatös und alle anderen Vokabeln trifft man im Buch an, nur nicht die zur tiefen Bewusstlosigkeit führende Alkoholisierung einer Person. Dabei muss diese sinnlose Anstrengung bereits dem großen Gelehrten, Pädagogen und Mann der Wörter, Konrad Duden, bekannt gewesen sein.

Als im Jahr 1876 die Schüler des Hersfelder Gymnasiums so genannte "Sauf-Curse" zur Ehrensache machten und die "Saufwut" als Mutprobe galt, erschienen "Oberklässler", der Historie folgend, "betrunken, mit Kater oder gar nicht in der Schule". Die Schulbehörde wusste sich zu helfen. Sie schickte den Wörtermann nach Hersfeld, wo er als Direktor den Alkoholkonsum minimierte und "dem wilden Treiben couragiert ein Ende setzte".

Der gewitzte Duden sorgte einerseits für gepflegte Unterhaltung inklusive Literaturveranstaltungen und andererseits verpflichtete er "Vorbilder für die Jugend", nämlich "geachtete erwachsene Männer", zu regelmäßigen Treffen mit den Schülern im "Saufhaus", wo ihnen diese veranschaulichten, was wahrer Genuss sei. Der "Missbrauch geistiger Getränke" fand daher keine Aufnahme als Neuwort in einer der ersten Duden-Auflagen, vielleicht schafft es das Komasaufen in die 25. - oder es finden sich beherzte Pädagogen als Duden-Nachfolger im Kampf gegen den Alkoholabusus.

Diese und andere interessante und unterhaltende Geschichten um Konrad Duden kann der Leser, einerlei ob Orthografiefeinspitz oder nicht, in der aufschlussreichen Biografie über den Reformer der deutschen Rechtschreibung finden.

Konrad Duden. Schreibe, wie Du sprichst. Von Anke Goldberg.

Sutton Verlag, Erfurt 2007.

95 Seiten, brosch., € 14,90

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