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SPÖ wie Persil

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Wiederholt zog SPÖ-Vorsitzender Dr. Kreisky gegen die „Persil- Reklame” („Wochenpresse”,

15. XI. 1967) in der Wahlwerbung zu Felde. Legte schon sein bis zum Langsamsprechen schaumgebremstes Auftreten den Verdacht nahe, daß hier Psychologen am Image feilen, so wurde dies nun durch eine Indiskretion bestätigt: Die moderne Imagewerbung für die SPÖ mit Doktor Kreisky kommt nicht aus der Löwelstraße, sondern von einer US-Werbeagentur. Dem Vernehmen nach soll es sich um die Agentur BBD &O (Batten, Barton, Dunstine & Osborne) handeln.

Aber die Wiener Niederlassung dieser New Yorker Firma macht die von Kreisky verabscheute Persil- Reklame; sie wirbt für die Persil- Produkte Dor, Ladon und Liz. Zu den Kunden der österreichischen Niederlassung der BBD &O gehören unter anderem auch die Handelskette Spar, die Maresi-Milchprodukte, Schärdinger-Käse und Kelly-Pop- corn. Außerdem hat BBD &O ein Etat der VÖESt.

Der Leiter der österreichischen Niederlassung, Dr. Huimer, ein Freund Kreiskys, stellt sein Team von Werbeleuten und Psychologen gegen gute Bezahlung für die SPÖ-Wer- bung zur Verfügung. Dieses Team erledigt die kreative Arbeit, textet und entwirft Inserate, Plakate, Werbekampagnen und erteilt tiefenpsychologische Ratschläge für den Wahlkampf mit den Methoden der Markenartikelwerbung.

Die Einschaltung der Inserate und die Durchführung der Plakataktionen machte allerdings nicht die US- Niederlassung in der Predigergasse 5 im 1. Wiener Gemeindebezirk, sondern die sozialistische Progreß-Werbung.

Dem Vernehmen nach wurde die „Persil-Werbung” bisher streng geheim nicht nur für die Kampagne für das sozialistische Wirtschaftsprogramm und die Arbeitszeitverkürzung, sondern auch für die offizielle und die sozialistische Arbeiterkammerwahlwerbung eingesetzt.

Großprojekt Druckerei

Während auf der linken SPÖ-Seite Czernetz und Hindels noch immer vehement zur klassenlosen Gesellschaft drängen, versucht die Partei- spitze einen von Meinungsforschung und Tiefenpsychologen bestimmter Parteikurs zu steuern, bei dem das Wort Sozialismus weitgehend in der Hintergrund gedrängt wird. Hinter der Fassade der liberalen Parteiführung Dr. Kreiskys, die allerdings in letzter Zeit durch Aktionen der Linken und des ÖGB durchbrochen wird, werden jedoch Machtpositionen ausgebaut. Die SPÖ, deren Tageszeitungen täglich von einem guten Drittel der österreichischen Leserschaft konsumiert werden, ist drauf und dran, sich ein echtes Meinungsmonopol aufzubauen.

Uber den Umweg der BAWAG, welche die ÖGB-Gelder verwaltet und an der die deutsche Bank für Gemeinwirtschaft beteiligt ist, sowie die personell mit der BAWAG verflochtene INGEBE kauften die Sozialisten zwei Wiener Großdruckereäen: Für 80 Millionen Schilling die Elbe- mühl und für rund 200 Millionen Schilling die Molden-Druckerei, bei der gegenwärtig außer dem SPÖ- Boulevardblatt „Expreß” die Tageszeitungen „Die Presse” und „Kronen- Zeitung” gedruckt werden.

Größter Dorn im Auge der Sozialisten ist die unabhängige „Kronen- Zeitung”, die bei der endgültigen Übernahme der Molden-Druckerei durch die Sozialisten ziemlich sicher Gefahr laufen dürfte, trotz Druckvertrages einfach auf die Straße gesetzt zu werden. Deshalb laufen bereits jetzt intensive Verhandlungen der „Kronen-Zeitung” mit potentiellen neuen Druckereien.

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