Da er Raat hieß, nannte ihn die ganze Stadt Unrat.
Hinter so mancher Autorität ist bei näherem Hinsehen ein schwacher Mensch erkennbar. Das machtvolle Getue ist oft nur Fassade, und wer sich um die Fassade nicht schert, dringt schnell zum weichen Kern vor. Besonders leicht haben es in dieser Hinsicht Menschen, die von der "Autorität" weder abhängig noch ihr in Bewunderung ergeben sind. Die "Autorität" in dem Buch, nach dem hier gefragt wird, ist ein Lehrer, der es bisher immer gut verstanden hat, andere zur Schnecke zu machen. Die Person, die ihn klein kriegt, ist eine junge Frau von schlechtem Ruf. Durch sie holt der Lehrer, der einen mißratenen Stiefsohn hat, eine Reihe von Dingen nach, von denen er bisher gar nicht gewußt, daß er sie versäumt hat, und der Preis, den er für sein Leben in Saus und Braus zahlt, ist enorm. Die junge Frau, die eine Tochter hat, ist aber die letzte, der das Sorgen bereitet, immerhin scheint sie nichts anderes zu kennen. Der Tochter der jungen Frau wegen heiraten die beiden, und nachdem die Ersparnisse des Mannes aufgebraucht sind, muß die Frau etwas verdienen. So kommt sie auch wieder mit einem ehemaligen Schüler ihres Mannes zusammen, einem Burschen, der einst ein Lied für sie geschrieben hat. Bei aller Liebe hat doch ihr Mann für die Tatsache, daß ausgerechnet dieser ehemalige Schüler in seinem Hause ist, kein Verständnis. Das Buch ist erfolgreich verfilmt worden.
Auflösung Furche 14/00: Das Buch von Umberto Eco (geb. 1932) ist 1988 erschienen. Für Liebhaber von Zahlen- und anderer Mystik mögen die Erkenntnisse, die der Autor vermittelt, ernüchternd sein. Wer will, das wird anschaulich gezeigt, der kann hinter allem eine Verschwörung wittern, für den ist alles ein Beweis für seine Theorie. Leider läßt der Autor keine Gelegenheit aus, uns seine Belesenheit vor Augen zu führen, und die Figuren sind reines Papier.
Das Foucaultsche Pendel. Von Umberto Eco. Übersetzt von Burkhart Kroeber.
Carl Hanser, München 1989. 768 Seiten. S 364,-/e 26,45
