Welches Buch fängt so an?

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Allsonntäglich saß der [BERUF] [NAME] in der Kirche zu Neu-Zittau, ausgenommen die Tage, an denen er Dienst hatte oder krank war und zu Bette lag.

Die Zeitungen sind voll von solchen Geschichten: Da ist einer als wohlanständiger, untadeliger Mensch bekannt, als fleißig und redlich und dann passiert etwas, das ihn zum Monster, zum Berserker werden lässt. Da verkraftet einer die Scheidung nicht oder das Ende seiner beruflichen Laufbahn oder er hadert aus sonst einem Grund mit seinem Schicksal und so beschließt er, gewissermaßen zurückzuschlagen, also selber Schicksal zu spielen. Die Folgen sind meist katastrophal und zeigen Grausamkeit und Hass von entsetzlichem Ausmaß und hinterher sagen wieder alle: Das hätte ich mir nie gedacht, dass der/die zu so was fähig ist. Er/Sie war doch immer so ruhig und fleißig und freundlich und höflich. Jaja, man kann halt nicht hineinschauen in einen Menschen. So auch in der Geschichte, nach der hier gefragt wird. Der Inhalt ist sozusagen auf Chronikteil-Niveau, die Form, in der die Sache erzählt wird, ist allerdings äußerst kunstvoll, fast schon gekünstelt. Die Hauptfigur ist ein Mann mit zwei Kindern von zwei Frauen, wobei zu sagen ist, dass er es sich von der ersten Frau auf die zweite entschieden verschlechtert hat. Sein Brot verdient der Mann im öffentlichen Dienst, in verantwortungsvoller Stellung.

Auflösung Furche 32/01:

DIE FÜNFTE FRAU

Von Henning Mankell. Übersetzt von Wolfgang Butt. Zsolnay, Wien 1998. 544 Seiten. S 336,-/e 24,42

Das Buch von Henning Mankell (geb. 1948) ist 1997 erschienen. Trotz blasser Charaktere und eines bisweilen penetrant erhobenen Zeigefingers ist das Buch überaus lesenswert, denn dem Autor geht es nicht um die bloße Erzeugung von Spannung (das kann er fulminant), sondern um eine Kritik an der modernen, nicht nur schwedischen Gesellschaft. Die Bücher sind also Zeitkritik im Mantel des Kriminalromans und stehen daher in bester Tradition.

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