Die Idee, bei der Wiener Polizei auch eine berittene Abteilung einzuführen, ist zwar ohne Begeisterung aufgenommen worden, aber auch keinem prinzipiellen Widerspruch begegnet. Wiens Bürgermeister und Teile der Wiener SPÖ hätten, wenn die Finanzierung gesichert ist, nichts dagegen einzuwenden.
Dabei scheint in Vergessenheit geraten zu sein, daß der Einsatz berittener Polizei am 15. Juli 1927, dessen Gedenken sich in dieser Woche jährt, auslösend für die Wut der Menge war, die dann zum Brand des Justizpalastes und den bekannten anderen Exzessen führte, die die österreichische Demokratie lange vor dem Verfassungsbruch Dollfuß' unter sich begruben. Die berittene Polizei, die der Menge, der die Straße gehörte, gegenübertrat, war nämlich in deren Augen ein Symbol des Absolutismus, in der „guten, alten Zeit" war der Abstand zwischen Bürger beziehungsweise Proletarier und Obrigkeit durch diese Position des Hinunterschauens und per Pferd in die Masse Sprengens sinnfälllig geworden.
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%/l chen deuten, daß dies heu--L T ite nicht mehr so empfunden wird, daß historische Assoziationen und Belastungen dieser Art verschwunden sind und das Verhältnis zwischen Staatsbürger und Polizei beziehungsweise Obrigkeit überhaupt nicht mehr belasten.
Man kann darin aber auch einen Mangel an historischem Sinn und an Feingefühl erblicken. Oder sollte es gar so sein, daß heute, da die Sozialdemokratie als führende Kraft selbst am hohen Rosse sitzt, von ihrer Seite Verständnis und Sympathie dafür herrscht, wenn die Polizei ebenfalls hoch zu Rosse ihre Souveränität demonstriert?
Es ist vielleicht so, daß die heute Herrschenden, die sich auf das Volk berufen, selbst gerne die Symbole der Autorität, nach denen offenbar auch bei den Beherrschten ein Bedürfnis besteht, tragen und sich so auch in früher als reaktionär verschriebenen Symbolen wiedererkennen. Wie sich doch die Zeiten ändern! Wie gut könnte sich berittene Polizei etwa dazu eignen, Teile der eigenen aufmüpfigen Basis, die nicht verstehen können, daß man sich hochoffiziell mit einem chinesischen Diktator beim Heurigen gütlich tut, einzuschüchtern und fernzuhalten.
