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Ein Vergleich drangt sich auf

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DIB PREUSSEN KOMMEN! Die Marne-Schlacht. Von Georges Blond. Paul-Zsolnay-Verlag, Wien—Hamburg, 1964. 343 Selten, 1 Karte. Preis S WO.—

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DIB PREUSSEN KOMMEN! Die Marne-Schlacht. Von Georges Blond. Paul-Zsolnay-Verlag, Wien—Hamburg, 1964. 343 Selten, 1 Karte. Preis S WO.—

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Je weiter ein Krieg zurückliegt, desto mehr beschränkt sich die Erinnerung auf die Entscheidungsschlachten, auf Kolin, Leipzig oder Königgrätz, auf die Marne-Schlacht, Verdun oder Karfreit, auf Dünkirchen oder Stalingrad. Blond hat jetzt nach seinem preisgekrönten Erfolg mit „Verdun“ die Schlacht an der Marne gewählt und verbindet nochmals streng historische Darstellung mit eindrucksvollen Mitkämpferaussagen und wohltuender Objektivität gegenüber dem einstigen Feind. Da die Menschen immer weniger Zeit haben, um zu einem fachhistorischen Werk zu greifen, wird Blonds „Die Preußen kommen“ für die Allgemeinheit einen brauchbaren Behelf bilden, sich in anregender Lektüre die nötigen Kenntnisse leicht anzueignen.

Der Leser wird von der 1914 angewandten Offensivtaktik, vom Verschleiß der Reiterei, von übermäßigen Verlusten, von der Beeinträchtigung der hohen Führung durch mangelnde Nachrichtenübermittlung und durch störenden Streit mit dem Verbündeten Interessantes erfahren, hoffentlich wird er sich gerade in Österreich dazu entschließen, lehrreiche Vergleiche mit der großen Schlacht in Polen-Galizien 1914 zwischen den k. u. k. Armeen und den Russen anzustellen. Solche Vergleiche drängen sich in der Tat auf: Dort im Westen eine uneinheitliche Armeeführung bei Freund und Feind, wiederholtes eigenmächtiges Vorgehen von Unterführern, ein nur schwer für Zusammenarbeit gewinnbarer Verbündeter — im Osten dagegen bei den österreichisch-ungarischen Truppen die straffe, entschlossene Führung eines Feldherrn wie Conrad, dem die Unterführer verständnisvoll gehorchen, der viel eher mit dem Bundesgenossen einig wird, der nicht wie in Belgien-Frankreich 1:1, sondern fast wie 1:2 kämpfen mußte und dessen Streitmacht rüstungsmäßig weitaus schlechter war als die beiden Parteien an der Marne. Die vom Verfasser nicht vergessene Verdeutlichung der in jeder Schlacht unvermeidbaren Wirrungen, Schwächen und Fehler aller Art wird dazu beitragen, bei der Nachwelt das Verständnis für Führung und Truppe zu wecken, gleichzeitig eine gerechte Beurteilung der Menschen, die berufen waren, in Erfüllung der schwersten Pflichten schier Unerträgliches auf sich zu nehmen und zu überwinden.

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