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Held des Tages

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NARR DES GLÜCKS. Roman von Erich Landgrebe. Christian-Wegner-Verlag, Hamburg, 1962. 252 Seiten. Preis 13.80 DM

Wie vielseitig ü des Wortes bestem Sinne der Dichter Landgrebe ist, eTweist er neuerlich mit seinem Roman „Narr des Glücks“. Aus dem zarten Glanz des Lyrischen steigert sich die Handlung zu höchster dramatischer Wucht. Und über dem Vielstimmigen steht unaufdringlich, aber in voller Klarheit das Entscheidende der Aussage, eine laute Anklage gegen unsere Zeit. Landgrebe erklärt zwar in seinem Vorwort, der Roman, dessen Schauplatz die USA sind, könnte, „von der Perfektion abgesehen, die Amerika in gewissen Dingen erreicht hat, ebensogut anderswo spielen“; doch er fügt hinzu: „Wir dürfen uns alle betroffen fühlen.“ Ein Funker rettet durch seine beharrlichen SOS-Rufe Besatzung und Fahrgäste eines brennenden, sinkenden Schiffes. Nun wird er mit allen Arten übersteigerter geschäftstüchtiger Reklame als Held des Tages maßlos gefeiert — der Dichter gibt dabei hinreißende Schilderungen des amerikanischen Lebens —, aber nach kurzwährendem ungeheurem Triumph sinkt er in die Namenlosigkeit zurück. Aus diesem Widerstreit zwischen Vergottung und völligem Dunkel ergibt sich, vom Dichter grandios gestaltet, der tragische Zusammenbruch. Landgrebe behandelt das zeitgemäße Problem mit zeitgemäßen Mitteln der Rückblendung. Er möge neben unserem ehrlichen und warmen Lob schließlich eine kleine Mahnung zur Kenntnis nehmen: Es wirkt sehr störend, daß er nach heute durchaus nicht mehr der Nachahmung werten Vorbildern grundsätzlich verabsäumt, die direkte Rede mit Anführungsstrichen zu bezeichnen.

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