6610156-1954_46_11.jpg
Digital In Arbeit

Im Keller nichts Neues

Werbung
Werbung
Werbung

Das Theater am Parkging ist renoviert worden. War es bisher aus künstlerischen Gründen führend unter den Wiener Kellertheatern, so möchte es jetzt diese Vormachtstellung auch nach außenhin kundtun. Im Stile moderner, aufgelockerter Espressoarchitektur ist es geschmackvoll ausgestaltet worden. Geschmackvoll aber mehr für ein Espresso, als für ein Theater. Und wenn schon Espressoarchitektur, so hätte man auch die alten Sesseln, die irgendeinem Vorstadtbeisel entlehnt scheinen, durch moderne Stücke ersetzen können. Trotz allem aber ist der neue Rahmen darnach angetan, besondere Erwartungen hervorzurufen. Erwartungen, die man den Stücken entgegenbringt. die hier gespielt werden sollen. Aber da wird als erstes die volkstümliche Komödie „Drei ehrenwerte Herren" von Günther Weisenborn gespielt. Die Bezeichnung Komödie stimmt nicht ganz. Wir haben hier nur einen bunten, etwas willkürlich zusammengeschnittenen Bilderbogen der Nachkriegszeit vor uns, der dem Feuilletonteil einer bescheidenen Provinzzeitung entnommen zu sein scheint. Der Inhalt besteht demgemäß nur aus mehr oder weniger einfallsreichen Wartesaalspäßen für Leute, die Zahnschmerzen haben. Andere werden nicht viel daran finden können. Der rote — oder richtiger gesagt: der braune — Faden, der diese Späße zusammenhält, ist nicht stark genug, als daß er einen Bogen von Anfang zu Ende des Stückes spannen könnte. So kann er auch nicht die Sehne sein, von der Pointen abzüschießen und ins Schwarze zu placieren wären. Vielleicht, daß die Aufführung noch einiges hätte retten können, wenn Regisseur Kurt Julius Schwarz den Charakter des Stückes richtig erkannt und kabarettistisch inszeniert hätte. So aber läßt er Theater spielen, und das verträgt die Sache night. Sie wird zerdehnt und fadenscheinig. Daran können auch Kurt Sowinetz und Joe Trümmer nichts ändern, die zwar als Schauspieler blendend sind, für ein Kabarett jedoch zu wenig Wendigkeit mitbringen. Indessen möchten wir. das Theater am Parkring keineswegs abschreiben. Wir hoffen zuversichtlich, daß uns die nächsten Stücke vergessen lassen werden, ob Wände und Decke kostbar hergerichtet sind oder nicht, und auch, daß man noch immer auf den alten Sesseln sitzen muß.. Dies vergessen zu lassen ist ja der Sinn jeden Theaterspielens überhaupt. —

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung