Ein klassisches Stück. Drei Personen: der Mann, sein Weib, ein junger Grenzjäger. Der Schauplatz: eine Stube. Fünf Akte. Ein klassisches Drama, kein Bauerndrama ist Karl Schönherrs „W e i b s- t e u f e 1”. Es lebt nicht von folkloristischen oder mythischen Elementen — wie etwa die Dramen Lorcas —, sondern, im Gegenteil, von der feinen psychologischen Zeichnung der Charaktere: der Frau, die zum Weibe erweckt und schließlich zum „Weibs- teufel” wird; des jungen, rechtschaffen-ehrgeizigen Grenzjägers, der seiner Leidenschaft nicht mehr Herr wird; des „Saugflaschenmandls”,
Ein altes Erfolgsstück Alfred Neumanns, dem breiteren Publikum durch eine zweimalige Verfilmung (einmal mit Jannings) bekannt, „Der Patriot”, ist im Volksthe’ater in einer mitreißenden Aufführung neu herausgebracht worden. Die Vorgänge um die Ermordung des Zaren Paul I. und die Thronbesteigung Alexanders I. haben bekanntlich das russische Volk noch viele Jahrzehnte beschäftigt, die Legende wollte nicht an den Tod Zar Alexanders glauben, ließ ihn, büßend für seine Mitschuld am Tode des Vaters, als Mönch durch das heilige- unheilige Rußland wandern oder in Klostereinsamkeit
Das Eis ist gebrochen: ln den Wiener Theaterkellern ist der Frühling eingezogen. Dem Theater am Parkring ist mit der österreichischen Erstaufführung von Remarques Zeitstück „Die letzte Station" ein Coup großen Stils gelungen. Das „K a- leidoskop“ hat mit der Wiederaufführung von Nestroys vergessener Posse „Heimliches Geld — heimliche Liebe", die nach ihrer Uraufführung einen Skandal hervorrief und bisher im ganzen nur dreimal gegeben wurde, nachhaltig von sich reden gemacht. Auch „Die Tribüne", an sich der Uraufführung österreichischer Autoren Vorbehalten, hat mit Jean
Burgtheater, 3. Abend der festlichen Wiedereröffnung, „Torquato Tast o“, Schauspiel in fünf Aufzügen von Goethe. Neu einstudiert und in Szene gesetzt von Raoul Aslan.An den drei ersten Abenden im neuen Haus des Burgtheaters führten nur Direktoren Regie: nach Adolf Rott und seinem Vorgänger Josef Gielen nun Raoul Aslan, der die Geschicke der Burg in den ersten Nachkriegsjahren leitete. Aslan sei kein guter, wohl aber ein gütiger Direktor gewesen, meinte Rott einmal kritisch. Wir möchten das Wort heute etwas abwandeln: Aslan war dem „Torquato Tasso“ zwar ein gütiger, aber kein
Shakespeare ideal gespielt: das ist ein Vorgang an sich, ein Schauspiel, das keiner Zuschauer mehr bedarf. Die Bühne ist zum Leben, die Bretter sind zur Welt geworden, und die Schauspieler spielen unabhängig von uns, nur für sich selbst und einer für den andern. Sie feiern ein Fest, sie spielen Federball und sie tanzen, oder sie sind die ergebenen Diener einer alten Zeremonie. ..So wollen wir Shakespeare gespielt sehen. So erwarteten wir es auch vom Shakespeare Memorial Theatre aus Stratford-upon-Avon, das einige Tage nach dem Piccolo Teatro di Milano im Burgtheater gastierte. Wer das
Keine Dichtung, aber ein Stück, über das man nachdenken kann, ist Robert Nathans Komödie in vier Bildern „Der Mann der Dame J e s a-bel“, die jetzt in der deutschen Uebertragung von M. Schweinitz im Kleinen Theater im Konzerthaus gespielt wird. Der Mann der Dame Jesabel, das ist der Prophet Jona. Einstmals wurde er vom Wal verschlungen und konnte die Stimme Gottes hören; jetzt ist er reich geworden und obliegt auf besonderem Wunsch des Königs fallweise seinen „Pflichten als Prophet“. Er ist arriviert, seine Frau managt ihn, gibt ihm Tips, aber. . . Gott schweigt. Er hört seine
Alexander Nikolajewitsch Ostrowski] wollte durch sein kleines Lustspiel „Eine Dummheit macht auch der Gescheiteste“, das jetzt im Theater am Parkring gespielt wird, vielleicht sittliche Ziele erreichen und die Welt verbessern; wahrscheinlich wollte er den geriebenen Schmeichlern und den Dummen, die sich schmeicheln lassen, eins auswischen. Inzwischen ist fast ein Jahrhundert vergangen, und es läßt sich nicht gerade behaupten, daß dieses Lustspiel irgendeine Wirkung gehabt hat, außer der, daß ein paar Menschen, die es gesehen haben, an die zwei Stunden darüber geschmunzelt und den
Die Szene ist das Hinterzimmer in Harry Hopes, kleinem Hotel. Wenn sich der Vorhang hebt, sitzen sie da, dämmern, schlafen oder schwätzen: gescheiterte Existenzen, die der vertrunkene Harry aus Mitleid, vielleicht auch nur, um nicht allein zu sein, bei sich aufgenommen hat. Wenn der Vorhang nach dem vierten Akt von Eugene Gladstone O'N e i 11 s „Der Eismann kommt“ („The Iceman Cometh“) im Volkstheater sinkt, werden sie noch immer dort sitzen. Was sie aber auch tun, ob sie wachen oder schlafen, sie träumen. Sie träumen wie alle Menschen, die eine Vergangenheit haben, von morgen.
Das Schrecklichste, was sich an einem Theaterabend vorstellen läßt, ist die Vorstellung dreier langweiliger Einakter hintereinander. Drei gute Einakter ersetzen aber umgekehrt noch lange kein gutes Theaterstück. Doch haben wir diese Regel nur erfunden, um gleich die erste Ausnahme vorstellen zu können; der Einakterabend nämlich, an dem das Theater am Parkring jetzt unter der meisterlichen Regie Otto S c h e n k s zunächst eine Groteske, dann eine Burleske und schließlich eine Posse spielt, ist in jeder Hinsicht der ideale Beitrag eines Kellertheaters für den Fasching. Auch der Aufbau
Die Akademie der bildenden Künste in Wien veranstaltet zum Jahreswechsel eine Ausstellung, die „Rückblick und Ausblick“ heißt und die in den Jahren 1945 bis 1954 geleistete Erziehungsarbeit überblicken helfen will. Sie geht diese Aufgabe nicht sehr glücklich an, denn sie zeigt nur ausgewählte Arbeiten einzelner Schüler. Erziehungsmethoden, auch ein allmählicher Fortschritt durch Gegenüberstellung von Anfangsarbeiten mit reiferen, werden nicht demonstriert. Man sieht, daß Moldovan aus der Meisterschule für Malerei von Prof. Sergius Pauser hervorging, Mikl aus der Klasse Professor
Wenn im Volkstheater der Vorhang nach den zehn Bildern des Schauspiels „Elisabeth von England“ von Ferdinand Bruckner fällt, hebt ein Beifall an, der die Schauspieler immer wieder hervorruft. Noch einmal treten sie vor und werden umjubelt: Käthe Dorsch — Elisabeth von England; ihr Widerpart Rudolf Forster — Philipp von Spanien; ein neues Gesicht: Ricklef Müller — Essex; Egon Jordan — Bacon; Otto Woegerer — Cecil; und Else Bassermann — Lady Anne; und der Regisseur Karl Heinz Stroux; und Gustav Manker, der die Bühnenbilder schuf. Ihnen haben wir einen Theaterabend zu danken,
„Die Tribüne" im Keller des Café Landt- mann, die dafür, daß sie österreichische Autoren spielt, subventioniert wird, hat in letzter Zeit mit Regisseur Hermann Kutscher, Bühnenbildner Rudolf Hofiehner und dem Komponisten Gerhard Rühm ein Team begabter junger Künstler gesammelt, die sehenswerte Aufführungen versprechen. Dazu fehlen in den meisten Fällen nur die Autoren und die Stücke.. Die wenigen Ausnahmen, wie Braun und Bayr, die zuletzt gespielt wurden, bestätigen dies. W i e s i n g er s, des Oberösterreichers, neues Stück heißt „Jahrmarkt der Gefühle“ und will ein
Armand Salacrous „Lu eirund die Z u- kun f t", ein Stück in drei Akten, ist die Komödie von der „freien Frau". Im Französischen heißt sie deshalb auch „Une femme libre". Das Stück, das heute zwanzig Jahre alt ist, behandelt eine Reihe von Scheinproblemen, die niemanden mehr interessieren und hier gar nicht etwähnt seien, und es schneidet eine Reihe echter Probleme an, ohne diese allerdings lösen zu können. Die echten Probleme: Was ist Freiheit? Wer ist frei? Lucie und Jacques, die einander lieben, wollen sich nicht binden, um frei zu sein. Sie glauben, daß sie frei sind, wenn
Das Theater am Parkging ist renoviert worden. War es bisher aus künstlerischen Gründen führend unter den Wiener Kellertheatern, so möchte es jetzt diese Vormachtstellung auch nach außenhin kundtun. Im Stile moderner, aufgelockerter Espressoarchitektur ist es geschmackvoll ausgestaltet worden. Geschmackvoll aber mehr für ein Espresso, als für ein Theater. Und wenn schon Espressoarchitektur, so hätte man auch die alten Sesseln, die irgendeinem Vorstadtbeisel entlehnt scheinen, durch moderne Stücke ersetzen können. Trotz allem aber ist der neue Rahmen darnach angetan, besondere
Ein Theaterabend mit Elisabeth Bergner ist einer jener seltenen Glücksfälle, nach dem eine Theaterkritik nicht mit der Kritik des gesehenen Stückes zu beginnen hat. Denn ehe man über das Stück etwas sagen kann, muß man über die Aufführung berichten. Man muß zuerst sagen, wie einen das, was man gesehen hat, beeindruckt hat, und warum, ehe man sagen kann, was es eigentlich war. Elisabeth Bergner und Rudolf Forster: das ist noch ein anderer Theaterstil, als wi» ihn heute gewohnt sind. Hier wird noch gespielt.Gebärde, Wort, Ausdruck sind mehr dem Theater an sich als dem einzelnen Stück
Das Theater in der Josef Stadt serviert — im Hofzeremoniell — „Ein Glas Wasser" von Augustin Eugene Scribe. Es ist schon über hundert Jahre alt und schmeckt doch noch nicht im mindesten abgestanden. Scribes Theaterwelt ist leicht, unbeschwert, ja gewichtlos. Und doch hält sich alles streng im Reglement (des Theaters wie des Hofes), jeder Schritt sitzt, keine Bewegung fällt aus dem Rahmen. Leicht wie ein Federballspiel fliegen die Pointen, werden aufgefangen und zurückgegeben. Rudolf Steinboeck hat dies höfische Intrigenspiel mit der Leichtigkeit inszeniert, die ihm der
Ein Tisch ist gedeckt im Kunstgewerbemuseum. Er steht im Eitelberger-Saal und damit im Mittelpunkt der Ausstellung „Erlesenes Glas — Meisterwerke aus Oesterreich", die die Entwicklung der Firma Lohrn ey r durch 130 Jahre verfolgt. Er ist festlich gedeckt: Tafelsilber und modernes Porzellan, ein vornehmer Leuchter und vor allem die Gläser: eine zarte Fingerschale und die Gläser für Weißwein und Rotwein, Champagner und Wasser. Ein kleiner Zettel steht auf dem Tisch und verrät die Herkunft der Dinge. „Glasservice nach eigenen Entwürfen", steht da, und weiter: „Porzellan: Staatliche
Man sieht eine Theatervorstellung im Kino zu Kinopreisen, hat keine Garderobe zu passieren und kann im Mantel sitzenbleiben, wenn man will. Was läßt sich viel von so einer Theatervorstellung erwarten? Auch wenn es ein großes Theater ist, das es auf Einladung der Wiener Arbeiterkammer unternimmt, in den Außenbezirken zu spielen, heute in Stadlau. morgen in Liesing. Kann man verlangen, daß das Volkstheater, das diese Aktion durchführt, eigens Stücke für diese Gastspiele einstudiert und in erster Besetzung herausbringt? Nun, das erste braucht man nicht verlangen; das zweite nicht
Bevor der Vorhang im Theater am Parkring aufgeht, ist von der Bühne her eine Stimme zu hören, die von einem Prozeß erzählt, der ein Kapitalverbrechen sühnen muß, und die sagt, man müsse verstehen, „daß wir hier nicht Komödie spielen, sondern nur der Gerechtigkeit dienen". Wenn sich der Vorhang dann öffnet, und wir auf der Bühne Emlyn Williams Stück „D i e Nacht wird kommen" (Night must fall), deutsch von Maria Teichs, sehen, haben wir freilich bald heraus, daß es sich mit ihm gerade umgekehrt verhält: daß es hier nicht um Gerechtigkeit geht, sondern daß wir einen hand- und
In den Dezembertagen des vergangenen Jahres wurde eine burgeniändische Familie von einem tragischen Geschick getroffen: Der Vater starb an einer alten Kriegsverletzung, innerhalb kurzer Zeit folgte ihm die Mutter. Fünf unversorgte Kinder blieben zurück. War es möglich, die Kinder zusammen zu belassen? Der Pfarrer des Dorfes schrieb an das Kinderdorf in Imst in Tirol, wo eine Frau der Nachbarschaft als „Mutter“ tätig war. Glückliche Umstände erlaubten es gerade damals, alle fünf Waisen aufzunehmen. So konnten die Kinder schon Weihnachten in ihrer neuen Heimat verbringen.Das