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Ausverkauf

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„Die Tribüne" im Keller des Café Landt- mann, die dafür, daß sie österreichische Autoren spielt, subventioniert wird, hat in letzter Zeit mit Regisseur Hermann Kutscher, Bühnenbildner Rudolf Hofiehner und dem Komponisten Gerhard Rühm ein Team begabter junger Künstler gesammelt, die sehenswerte Aufführungen versprechen. Dazu fehlen in den meisten Fällen nur die Autoren und die Stücke.. Die wenigen Ausnahmen, wie Braun und Bayr, die zuletzt gespielt wurden, bestätigen dies. W i e s i n g er s, des Oberösterreichers, neues Stück heißt „Jahrmarkt der Gefühle“ und will ein Märchen iür Große sein. Es ist der. reinste Ausverkauf, der die großen Gefühle sehr billig abgibt. Statt ein Märchen zu schreiben, hätte Wiesinger zunächst einmal nachdenken sollen, was ein Märchen ist. In welchem Lande Märchen spielen, wie die Personen, die darin leben, aussehen und denken, und was das Wesen des Märchenhaften ist, das keine Zufälligkeit kennt. Ein Märchen schreiben heißt: alles auf den einfachsten Nenner bringen. Einfach muß aber nicht simpel sein. Sonst bekommt man den Eindruck, der Autor wolle uns Märchen erzählen, die er selber nicht glaubt. Die Aufführung, die unter der Regie von Gandolf Buschbeck stand, bemühte sich, auf-5 den Schemen des Stückes Marionetten zu machen.

Sehenswerter ist die teilweise Dramatisierung des Romans „Ethan Fronte“ vön Edith Whartön, die im Cosmostheater in der Josefsgasse gegeben wird. Hier wagte Heinrich Kraus das Experiment, von der Davissehen Bühnenfassung des Romans, die: auf , dem Broadway ein großer Erfolg war, abzugehen, und nur die Szenen spielen zu lassen, die schon im Buch in Anführungszeichen stehen, während ein Erzähler diese Szenen verbindet und ihnen durch sein Blickfeld den Hintergrund gibt.

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