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Kirchenväter und Humor

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Wenn es dem franco-kanadischen Theologieprofessor Hamman darum zu tun war, Oktavanern und Alumnen das leichte Gruseln abzugewöhnen, das sie beim Stichwort „Patri-stik“ empfinden, so ist ihm das, wahrhaftig, in dieser seiner „kleinen Einführung“ in das Leben und Werk dieser mit Gott und Teufel (den früheren Häresien) ringenden, tapferen, oft sehr menschlichen, dann wieder Blut und Leben hingebenden schreibenden Bischöfen, Priestern und Gelehrten vom 2. bis ins 5. (lateinische und griechische) Jahrhundert gelungen. Denn von Essays wie über Origines, Tertullian, Ambrosius, Augustinus und andere geht noch in der Übersetzung aus dem Französischen ein Glanz aus, der in dieser Disziplin bisher nicht eben heimisch war. Der Kunstgriff ist, daß der Autor mit modernsten Begriffen und Anschauungen operiert, das klingt dann etwa so: „Immerhin war der konstantinische Friede nicht ohne Gefahr... Die offizielle Stellung im Römischen Reich machte die Kirche zum Helfershelfer eines totalitären, unmenschlichen Staates, dem es an Einsicht für die soziale Lage gebrach, in der aber eine wahrhaft christliche Autorität ihr echtes Wirkungsfeld hätte finden können. Aber die Diktaturen, und mögen sie christlich sein, wagen sich selten an diese Herkulesarbeit und finden billige Ausflüchte.“ Bei solchen Worten beschleicht uns wieder ein (aber ganz anderes) Gruseln: Ist diese bittere Weisheit wirklich schon eineinhalb Jahrtausende alt? Oder — aus unserer Zeit?

Das andere Herder-Bändchen verströmt einen sanftwärmenden Humor, Aussprüche von Bischöfen und Pfarrern, Pastoren und Vikaren vergangener und gegenwärtiger Tage. Zum In-sich-hinein-Schmun-zeln reicht es da und dort. Der im Vorwort verheißenen „Fülle köstlicher Anekdoten“ ist der Rezensent trotz guter Absicht nicht begegnet.

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