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Krebstod und Liebesleben

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Der Roman von Manfred Rumpl liest sich wie das Protokoll eines Konsiliums, das ermitteln will, warum die 34jährlge Johanna an Krebs sterben mußte.

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Der Roman von Manfred Rumpl liest sich wie das Protokoll eines Konsiliums, das ermitteln will, warum die 34jährlge Johanna an Krebs sterben mußte.

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War es das kränkend dunkle Tal, aus dem sie stammte, der herrschsüchtige Vater, die Stiefmutter oder nach Volksmeinung die gerechte Strafe, weil sie in die Stadt geflohen ist? Die Schilderung des makabren Totenmahles könnte von Thomas Bernhard sein.

„Mörder! Mörder! Mörder!“ schreit ihr bösartiger Vater dem Witwer Georg ins Gesicht, einem WissenschaftspubHzisten, der Artikel für ein psychoanalytisches Organ schreibt. Er stellt, selbst nicht frei von Schuldgefühlen, Überlegungen an: Warum hat er die Frau nicht veranlaßt, einen Arzt.zu konsultieren; spürte sie die Morbidität ihres Zustandes und wollte sterben? Sonderbar beruhigt schien sie ihm, als sie die Diagnose erfahren hatte, die das Todesurteil bedeutet: zu spät.

Georgs Gehaben bleibt (für einen Fachjoumalisten) erstaunlich. Zuweilen stand er nachts auf, verheß die Frau und absolvierte ein Stricherlebnis, freudlos und doch gierig. Wenn er zurückkam, war sie wach und fragte trotzdem nie, wo er war. Spät, aber doch, argwöhnt er nun, daß sein Verhalten an ihr genagt und sie krank gemacht haben köimte.

Daneben gibt es eine Reihe typischer Romanfiguren, deren Funktion interessant sein mag, jedoch unklar bleibt: der eher farblose Bruder der Verstorbenen, Franz, die schillernde Schwester Maria, die sich Maya nermt, der Dorftrottel mit dem ungewöhnlichen Namen Mario, der Joharma hebte, weil sie die einzige war, die sich mit ihm beschäftigte.

Zwischendurch anspruchsvolle Zitate, sodaß der Erstling des gebürtigen Steirers kritisch emstgenommen werden mußte. Alle grassierende Stumpfheit wird ausführlich und hochgestochen beredet; ob der Autor damit bei den Lesern einen Stich machen wird, das ist freilich zweifelhaft.

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