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Noch einmal nach Maresi

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Das von erinnerten und verinnerlichten Einzelheiten strotzende Werk rekapituliert meisterlich Gutes und Ungutes; beides hat bis in die achtziger Jahre durchgehalten.

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Das von erinnerten und verinnerlichten Einzelheiten strotzende Werk rekapituliert meisterlich Gutes und Ungutes; beides hat bis in die achtziger Jahre durchgehalten.

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Der 1918 in der Woiwodina geborene, nach dem Krieg vertriebene Schriftsteller Johannes Weidenheim lebt in Bonn. Sein Roman „Heimkehr nach Maresi” ist ein Requiem auf Zeit und Zeitgenossen, breit erinnernd von einem Besucher erzählt, der vieles wiederfindet oder vermißt an dem Ort, wo er aufgewachsen ist. Ungarn, Schwaben, und Serben lebten dort einträchtig und nannten das Städtchen zwischen Donau und Theiß liebevoll Maresi, das eigentlich Maria-Theresi-endorf hieß.

Simon Lazar Messer reist mit der Bahn an, vom Rhein kommend, für einige Tage, aber „Tag” meint nicht das übliche Vierundzwanzigstunden-Zeitmaß, ist eher als Entwicklungsperiode im Sinne der Schöpfungsgeschichte zu verstehen. „Der erste Tag”, „Der andere Tag”, „Der Tag davor” und „Der Tag danach” ergeben eine Chronik großer und scheinbar kleiner Begebenheiten, weltpolitischer und privater Erlebnisse: von der Ankunft und den langen Umwegen zum Hotel, daneben und besonders danach jene längst vergangene Vergangenheit, die unvergängliche Erinnerung geblieben ist.

Doch der Tonfall ist nicht sentimental, und ohne Ressentiment: Geschichte als Geschehen, schonungslos, das einem freud- oder leidvoll geschieht. Einst verstanden sie einander, menschlich und sprachlich, und den ärmsten seiner Schulkameraden, einen permanenten Sitzenbleiber, findet Simon in seinem alten Haus -auch darin sitzengeblieben —, arm und geduldet wie eh und je. Eine Weile war er im Lager, wurde bald freigelassen und fand im Haus das Wenige wieder, aus dem der kümmerliche Hausrat bestand. Das hat es also auch gegeben.

Simon erkrankt schwer und die Saga endet mit der — damals noch versöhnlichen - Wendung, daß der lange Bewußtlose, gut gepflegt, in einem Belgrader Spital wieder zu sich kommt. Die Krankenschwester konnte „erleichtert feststellen, daß der deutsche Patient endlich aus seinem Dauerschlaf erwacht war.” Und so war es wohl auch, was man heute, wenige Jahre nachher, kaum für möglich zu halten vermag.

HEIMKEHR NACH MARESI Von Johannes Weidenheim. Otto Müller Verlag, Salzburg 1994. 407 Seiten, öS 348,-.

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