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Pompa Funebris auf Wienerisch

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BAROCKER KONDUKT. A seltene Leich anno 1765. Von Rudolf Felmayer. Mit W Federzeichnungen von Hans Fronins. Belvedere-Verlag, Wien. 72 Seiten. S 144.

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BAROCKER KONDUKT. A seltene Leich anno 1765. Von Rudolf Felmayer. Mit W Federzeichnungen von Hans Fronins. Belvedere-Verlag, Wien. 72 Seiten. S 144.

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In einer Zeit, die den Büchermarkt mit Paperbacks und Broschüren aller Art überschwemmt, gebührt dem vorliegenden Buch aus dem Belvedere-Verlag Beachtung, ein Buch, das vom Verleger als Kunstwerk gedacht und entworfen zu sein scheint, als Komposition, deren Format, Druck, Illustration und Text eine Einheit ergeben, mit dem Ziel, das Auge des Lesers zu erfreuen. Eine kleine Kostbarkeit zum Schenken oder liebevollen Aufbewahren. Altmodisch?

Ganz im Gegenteil. Man kann nur wünschen, daß angesichts der Buchinflation mehrere solche Bücher auf den Markt kommen. Nach dem hübschen Bändchen „Wien im Gedicht” bringt der Belvedere-Verlag nun eine zweite Ausgabe bibliophilen Charakters heraus, wobei besonders Hans Fronius als Illustrator künstlerische Eigenständigkeit gewinnt, während der Text eher eine wenn auch nicht originelle so doch das Tempo durchhaltende Begleitung der Strichführung darstellt, deren schwungvolle Arabesken und Kringel sich dem barocken Thema anpassen und dieses zugleich ironisieren.

Das Thema ist der fingierte Leichenzug eines Barockkaisers, der unter dem frecih-frivolen Dialektgeplärr Wiener Lokalgeister und anderer ausgeborgter Genien wie etwa der altrömischen Penaten in die Gruft einfährt. Freilich läßt der Text sowohl Makabres als auch jeden Witz oder schwarzen Humor vermissen. Sprachlich eine Mischung aus antiquiertem Wiener Dialekt und anderen undefinierbaren Einsprengseln, historisch ohne bestimmte Bezugspunkte, beschwört er nicht das barocke Wien, sondern spielt das kleine Welttheater zwischen Bas- sena, Schrammelmusik und Prater- remassuri, eine funebrale Gaudi ä la Hernals und Ottakring. Trotz der Schwächen bleibt dieses Büchlein ein weiterer Versuch, unkonventionelle, künstlerisch ausgestattete Bücher zu bringen und vor allem jenen Freude zu machen, die Hans Fronaus als Zeichner schätzen.

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