Es ist wahrscheinlich schwierig geworden, das, was die Menschheit vorwärtstreibt, dort zu suchen, wo der Zeitpuls fliegt, da dieser sich als höchst unzuverlässig und launisch erwiesen hat und fliegt, wo er will, im Plagiat vielleicht des Geistes, dessen Wehen ebenso fragwürdig geworden istDie Entwicklung der letzten zehn Jahre hat jedenfalls gezeigt daß man es aufgeben muß, zu glauben, man könne eine Theorie haljen und die Praxis danach ausrichten. Hat man noch vor nicht allzu langer Zeit Ideen emstgenommen, so entsprach es dem fortschrittlichen Geist, diese zu desavouieren, bis nichts
gkeiten erzeugt, die in ihrem Gegeneinander und Miteinander prozeßhaft etwas beschleunigen, das man auch Geschichte nennen könnte. Daher gibt es auch weder Bösewichte noch Unschuldsengel, keine Heere der Engel und Teufel, sondern höchst bunte Szenen, mit bunten Menschen bevölkert. Der Charme des Autors liegt im Ausmalen solcher Szenen, ihrer Belebung mit Menschen, die es vielleicht Anno 1291 gegeben haben könnte, wenn es sie nicht tatsächlich gegeben hat, was zum Teil ja bewiesen ist.
Der berühmte Linear B, dessen Entzifferung die moderne Sprachwissenschaft ermöglichte — es handelt sich dabei um Tontafeln aus der mykenischen Frühzeit —, ist nichts anderes als eine Art Küchenzettel des königlichen Haushaltes zu Mykene. Auf ihm befinden sich mehrere Namen, die später durch die Heldenepen im Glanz unsterblicher Größe erstrahlten und für das Heroische überhaupt exemplarisch wurden. Wie kommen Hektor Aias und Achill auf den Küchenzettel? Die Entdeckung des Linear B heizte jedenfalls die Frage nach der Entstehung des Mythos von neuem an. Erklärungen lieferte die
Bei einer Rauschgiftorgie in Detroit kommen sieben Menschen ums Leben. Ein Vorfall, den man mit anderen Nachrichten konsumiert, ohne weiter nachzudenken. Aber gerade in einem Zeitalter, in dem man die Verhaltensweisen der Menschen und deren soziologische und psychologische Motivationen zu kennen meint, steht die Hilflosigkeit solchen Phänomenen gegenüber in einem reziproken Verhältnis zum Stand des Wissens. So ist auch das Phänomen der Massenhysterie, dem das Budi Wilhelm Reichs gilt, ein bis heute unerklärtes. Dieses Phänomen wird vielleicht dort am deutlichsten, wo die Unfähigkeit, es
Traugott entdeckte nun, daß sich die relativ stärksten Persönlichkeiten auch am relativ unbefangensten äußern, während gerade jene, die sich am abhängigsten erweisen, durch ihr Verhalten zu erkennen geben, daß sie diese Zusammenhänge nach aller Möglichkeit zu verwischen trachten.Die Umfragen in der Bundesrepu-' blik Deutschland erreichten im Jahre 1964, dem ersten Kanzlerjahr Erhards, den großen Durchbruch in das öffentliche Bewußtsein, der sich auch in der Sprungkraft zunehmender Pressezitate äußerte. Die Bundestagswahlen vom Herbst 1969, die zur Ablösung der Großen Koalition
KONFIGURATIONEN 71 nennt sich die -diesjährige Ausgabe des bereits bekannten Jahrbuches für Literatur und Graphik, die ebenso wie die vorhergehenden Ausgaben einen bedeutenden Platz im österreichischen Kulturleben behaupten kann. Sicher ist es heute so schwierig wie kaum jemals zuvor, Aktualität, literarische Lobbies, Cocktails und Presseempfänge einer zu Lebzeiten meist unibed’anikten Suche nach Spurenelementen von Qualität unterau ordnen. Daß diese Suche sich dennoch lohnt, beweisen die einfühlsamen Herausgeber der Konfigurationen Vogel, Gesswein und Baum. Denn es ist zweifellos
Ob die Weltgeschichte durch den Strukturalismus erschüttert worden ist, wird man sicher erst dann beurteilen können, wenn ausgemacht worden ist, ob die Weltgeschichte überhaupt etwas ist, das erschüttert werden kann.Zweifellos aber hat die Bewegung, die unter dem Namen „Strukturalismus” das geistige Leben in Frankreich seit längerer Zeit in Atem hält, gezeigt, daß es einen Konnex zwischen dem Lebensgefühl einer Zeit gibt und dem, was man als deren kulturelle Leistung bezeichnet. Nach den vielen „Ismen”, die zum Teil historischen Erschütterungen zum Opfer gefallen sind, ist
Schriftsteller sind, soferne sie nicht die Ehre haben, jede Woche in den Bestsellerlisten als Stars zwischen Avantgarde, Sex und Gartenlaube zu glänzen, im allgemeinen eher Menschen, die geneigt sind, sich für das, was sie tun, zu entschuldigen. Ihre Bescheidenheit beruht auf der Gewißheit des Aussterbens, was niemanden aufregt, da Aussterben als eine Art Naturereignis gilt und Naturereignisse zu der wenigen Dingen gehören, die man selbst heut noch mit einer schweigenden Demut entgegennimmt. Wie könnte man es sonst verstehen daß von Vertretern des Deutschen Schriftstel lerverbandes ohne besondere Rührung der Tou der sogenannten „schöngeistigen Literatur" verkündet wird?
Eines der größten Probleme der gegenwärtigen Kunstschaffenden ist die Verständigung. Noch niemals beispielsweise war die Kluft zwischen der Sprache der Dichtung und der der Kommunikation dienenden Sprache so groß, und vielen Autoren erscheint als die einzige Autgabe das Durchbrechen eines sich Entwicklungen mehr und mehr verschließenden riesenhaften Sprachfossils.
Der Begriff des Glücks ist in der christlichen, aber auch in der vorchristlichen Welt von zentraler Bedeutung. Grundhaltungen und Stimmungen, die ganze Epochen erfassen, lassen sich nach dem Grad der Weltabgewandtheit und Weltfrömmigkeit oder einer konvulsivischen Verbindung beider Haltungen, wie sie etwa das Zeitalter des Barocks auszeichnet, ablesen. Eine Theologie des Glücks aber gab es noch nie, und wenn, dann wurde darunter eher ein Zustand verstanden, der in einer gewissen Distanz zum Irdischen zu suchen wäre. Einen gänzlich anderen Weg geht der der Schule Moltmann entstammende Theologe Martin.
Der Surrealismus, in seiner Vielfalt politischer, geistiger und künstlerischer Natur ist eine der letzten Bewegungen, die die Regellosigkeit mit der Regel, die Schule mit der totalen Anarchie, das poetische Bewußtsein mit dem politischen verband, um gleichzeitig in dieser einzigartigen Kembindung zu zerknallen und in alle Welt zu verstrahlen. So kommt es, daß erst jetzt eine Übersetzung von Andre Bretons berühmtem Text .J’amour fou“ vorliegt, der wieder einmal beweist, daß diejenigen, die die Surrealisten als Theoretiker und Dekadents bezeichneten, Unrecht hatten.Es wird schwer
Okopenkos Farbpapierbildchen — kodakgelb eingebundener Roman — überrascht zunächst nicht nur wegen der an „Kurier“-Kolporteure und Diareihen erinnernden Farbenpracht des Umschlages, dessen zum Kaufen wie zum Lesen aufmunternder Gelbkraft sogleich beim öffnen des Bandes Farbpapierbildchen erster Qualität entsteigen, sondern durch die Aktualität mit der Popcharakter und Komrnerzbezogenheit als wesentliche Bestandteile neuer an Werbung und Massenmedien gebundener Kommunikation aufgenommen und verarbeitet werden. Was sogleich vorweggenommen werden soll: Okopenko gelingt tatsächlich
Ernst Jünger tritt diesmal mit einem Essay an die Öffentlichkeit, das unter dem Ubertitel „Annäherungen“ einen kulturtheoretischen Befund all dessen zu geben versucht, was mit Hilfe von Pflanze und Chemie Veränderungen der Bewußtseinszustände im Menschen hervorzurufen vermag und wieweit diese veränderten Bewußtseinszustände geeignet sind, im zivilisatorischen Prozeß verlorengegangene Kontaktschlüsse wieder herzustellen, die dem Menschen wesentlich andere Seinserfahrungen ermöglichen als die normierte Umwelt, in der zu leben er gezwungen ist.Ein heikles Thema also, wenn man
Noch kein Autor hat, wie Musil, seinen Nachlaß zu Lebzeiten mit einer ans Unmenschliche grenzenden Kraftanstrengung so sehr ins Fragmentarische hinein atomisiert, wie Musil, aber es ist sicher auch noch keinem Autor so sehr gelungen, mit eben dieser Verfahrensweise, die irgendwie seiner Lebenssituation entsprach, die Neugierde der Nachkommenden zu reizen und an sich zu ziehen.
Alexander Mitscherlich, Träger des Friedenspreises 1969, gehört zu jenen Interpreten, die in der Nachfolge der großen Humanisten, sich mit den Fragen des menschlichen Individuums in der Bedrohung, die es auf Grund verschiedener Fehlentwicklungen (historischer und sozialer Gegebenheiten) erfährt, befassen. Der Titel des Buches „Versuch, die Welt besser zu bestehen“, wäre ein passendes Leitmotiv für alle Zweige der Wissenschaft;.die in der Verwicklung und'Verknüpfung mit ökonomischen und technologischen Zwängen dieses Auftrages längst verlustig gegangen sind.
Wenn ein Schriftsteller, noch dazu ein erfolgreicher, seine Uberaus fruchtbare Tätigkeit — Mauriac schrieb 26 Romane — über ein Jahrzehnt hinaus einstellt, so wird man seinem schriftstellerischen Comeback größere Aufmerksamkeit schenken, als dies sonst üblich ist. Mauriacs neuer Roman schlug jedenfalls ein, in Frankreich wurden mehr als 130.000 Exemplare des „Jünglings Alain“ (im Originaltitel „Un adolescent d'autrefois“) verkauft, die Kritiken sparten nicht mit enthusiastischen Begrüßungen des der Welt wiedergeschenkten Autors.
Während Deutschlands Schriftsteller dem allgemeinen radikalen politischen Engagement mit einer gewissen Abstinenz gegenüberstehen, reden die beiden aggressiven Stars der Gruppe 47 Enzensberger und Weiss der Revolution das Wort, was ähnlich der Kontroverse zwischen Scharang und Kolleritsch in Osterreich zu einem Wiederaufwärmen des Evergreens „Literatur und Revolution“ führte, eine Diskussion, die sich immer wieder an den berühmt gewordenen Aussprüchen Sartres, man könne kein Buch mehr schreiben, solange in der Welt ein Kind verhungert, oder Adornos, man könne nach Auschwitz überhaupt kein Gedicht mehr schreiben, emporrankt, um dann schließlich zu versanden. Diese Diskussion wirkt heute deshalb schon etwas verschimmelt, weil der Wert des geschriebenen Wortes wahrscheinlich überhaupt noch nie so gering war und der Schrei nach der Veränderung der Welt durch den Dichter oder Schriftsteller nur die Ohnmacht dokumentiert, mit der sich eine von der Gesellschaft vergessene Gruppe bemerkbar zu machen versucht.
Seit Andre Breton im Jahre 1924 sein Manifest des Surrealismus verfaßte, hat sich der Geist, dessen totale Befreiung den Protagonisten des Surrealismus das Ziel jeder Kunstausübung schien, fast wie von selbst und ohne die peitschenden, als Schock zunächst gegen die Bourgeoisie erdachten Formulierungen immer wieder in eine neue Phase der Befreiung begeben, wobei sich gezeigt hat, daß der Begriff der totalen Freiheit selbst Marcuse, aber auch andere Befreier der Menschheit in keine geringe Verlegenheit versetzt.
Schriften zur Politik, noch dazu von Menschen, die für sich den Anspruch erheben können, Schriftsteller und Dichter von Rang zu sein, wird man in auch nur annähernd dem literarischen Kunstwerk sozusagen als politisches Feuilleton gleichzusetzender Form der Lebensäußerung, der künstlerischen Bewältigung des Wirklichen, kaum mehr finden. Vielleicht ist das Schreiben zur Politik nicht mehr aktuell, well schon das Reden zur Politik verkommt und die grundsätzlichen Diskussionen immer mehr einer an Werbung und Optik orientierten politischen Waschmittelpropaganda weichen.
PAPILLON von Henri Charriere. Aus dem Französischen von Erika Ziha und Ruth von Mayenburg. Verlag Fritz Molden, 560 Seiten, S 168.—. — CREEZY von Feli-zien Mar c eau, aus dem Französischen von G^rda Scheffel. Luchter-hand-Verlag, Neuwied. 196 Seiten, DM 15.80.Was auf dem französischen Büchermarkt wie eine Bombe explodierte, kann, so die berechtigten Hoffnungen geschäftstüchtiger Verleger, auf dem deutschen nicht wie ein Schrapnell krepieren. Man lasse also das deutsche Literatenpack in seinem eigenen Saft verdunsten und importiere: eine Liebesgeschichte, deren prickelnder Reiz in der
BETONFORMEN, von Gunther Kunert, 38 Seiten, DM 3.—. — EREIGNISSE, von Thomas Bernhard, 48 Seiten, DM 3.—. — GESCHICHTEN FÜR STANEK, oi Barbara Frischmuth, 32 Seiten, DM 3.—. — DRAMATURGISCHES, ein Briefwechsel von Max Frisch, 40 Seiten, DM 3.—. Alle Literarisches Colloquium Berlin (LCB-Editionen).Es ist üblich geworden, daß berühmte Autoren ihre Texte in kleineren Editionen oder Reihen verlegen, die gerade deshalb, weil ein Autorenname heute etwa soviel bedeutet wie eine als exklusiv bekannte Kognakmarke oder Zigarrensorte, ihren fixen Abnehmerkreis haben. Sicher haben diese
Robert Musil bezeichnet in seinem Essay „Der deutsche Mensch als Symptom“ als das größte Problem jeder Gesellschaftsordnung die sinnvolle Einordnung der außerhalb der Ratio liegenden Kräfte des Menschen,, die Bewältigung jenes ungeklärten Rests aufgestauter Aggressionen, der in ruhigen und friedvollen Zeiten wie ein unter Verschluß gehaltener Vulkan
Verzichte auf Distanz und lies, dieses auch für andere Hervorbringungen immer zu empfehlende Motto stellt Rolf Ulrich Kaiser seiner Pop-Doku-mcntation voran, man tut es also, ohne aber verhindern zu können, daß man bei der Reise durcji der Welt aufregendste Pop-Zentren von Amsterdam bjs San Franzisco von jenem Gefühl ergriffen wird, das man Staunen nennt. Underground, nein, Pop? noch viel weniger, das Zauberwort heißt Gegenkultur.
ZWISCHEN LEBEN UND TOD von Nathalie Sarraute. Verlag Kiepenheuer und Witsch, 237 Seiten. DM 12.—.Immer weniger Menschen lesen, trotz der Bücherflut, die alljährlich den Markt überschwemmt. Diese Entwicklung, deren Ursache die wachsende Bedeutung der Massenmedien ist, verschärft sich besonders dort, wo das Buch nicht der Vermitt lung von Information dient, sei es nun auf dem Gebiet der Unterhaltung oder Forschung, als Trivialroman oder Sachbuch, sondern sein Eigenleben führt, als authentisches Zeichen der schöpferischen Begegnung eines Individuums mit der Sprache, als sprachliches
Chancen und Hoffnungen jeder revolutionären Bewegung sind unmittelbar verKnüpft mit der Rolle des Intellektuellen in ihr. Während heute drei große M (Marx, Marcuse, Mao) mit unterschiedlicher Strahlungskraft am linken Himmel flimmern, hat man ein M, nämlich Wladimir Majakowski, nahezu vergessen. Doch sollte man sich an ihn erinnern, denn er steht am Beginn einer Entwicklung in der UdSSR, die schließlich zur Verfolgung und Verleumdung der Dichter und Schriftsteller durch die offiziellen Parteiorgane und damit zur Emigration der Intelligenz führte.
DAS JUDENAUTO. Von Franz Fühmann. Diogenes-Verlag.218 Seiten, sfr. 16.80.Es gibt nicht nur Solchenizyns und Buigakows, deren Werke mit vieler Mühe in den Westen geschleust werden mußten und im Osten verboten sind, es gibt auch Füihmanns, deren Feder preisgekrönt im Dienste des Regimes kratzt. Soll man sie hier lesen? Wahrscheinlich ja, denn es ist ein nur in der westlichen Welt beharrlich aufrechterhaltener Gemeinplate, daß sich ein Künstler auf jeden Fall mit dem Flair des Anarchischen umgeben müsse, wenn man ihn ernstnehmen soll. Fühmann isl also ohne Zweifel ein begabter
Die Phase des Protokollierens, in der sich die als Wiener Gruppe bekanntgewordene Avantgarde der Nachkriegsjahre befindet, hat nun auch deren schwarzes Schaf, aber populärstes Mitglied, H. C. Artmann, erreicht, dessen lyrisches Werk in einer ersten Übersicht im Suhrkamp-Verlag vorliegt.
Unter den großen österreichischen Romanautoren ist es neben Kafka vor allem Musil, dessen Werk mit eigenartiger Strahlungskraft erst auf die unmittelbare Gegenwart einwirkt, so daß es scheint, als gäbe es der Deutungen und Interpretationen kein Ende. Es ist richtig — beider Autoren Werk läßt immer noch eine Menge offen, trotz der in der Zwischenzeit beträchtlich angewachsenen Literatur, daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Beide' Autoren beschäftigen sich mit Dimensionen des Menschseins, die den modernen Menschen, der sich in der zeitgenössischen Literatur immer platter und flächiger widergespiegelt sieht, faszinieren müssen.
AN DER BAUMGRENZE von Thomas Bernhard, Residenzverlag Salzburg. 94 Seiten. S 69.—.Die Kühle und Beherrschtheit der Prosa Thomas Bernhards gibt seiner Theorie der Entfremdung des Intellektuellen in der Gegenwart, deren Krankheitssymptom die Unfähigkeit zur Anarchie ist, jene morbide Eleganz, jene Gelassenheit im Angesicht des Untergangs, die schon seit jeher ein Wesenszug österreichischer Literatur war. Das zweite Merkmal, nämlich der Hang zum Isolationismus verbindet Bernhard abermals mit den ersten Repräsentanten österreichischer Prosa, die immer ein vom üblichen Literaturbetrieb
SCHLAGZEILEN. Gedichte von Heidi Pataki. Suhrkamp-Verlag, 1968. 48 Seiten. DM 6.—. Während man sich überall um der Literatur liebstes Stiefkind, das lyrische Gedicht, Sorgen macht und sogar einen Tag der Lyrik zu proklamieren beabsichtigt, geht die Produktion munter weiter. Tatsächlich aber scheint es, als wäre gerade dieses Genre von einer schleichenden Krankheilt befallen, einem langsamen Dahinsiechen, das durch Fragestellungen, wie „Ist Lyrik heute noch aktuell?“ oder „Wozu überhaupt noch Lyrik?“, mehr dokumentiert als gestoppt oder gar behoben werden kann. Pater Chotje-witz
Dort wo die Buntheit mediterranen Lebens verklingt und das Wüstenhochland Transjordaniens sich ausbreitet, liegt Jerusalem, Stadt nicht nur der Konfrontationen zwischen Ost und West, zwischen Halbmond, Kreuz und Davidstern, sondern auch zwischen Mensch und Gott. Sind es die Spuren jahrtausendealter heiliger Geschichte, die der Stadt heute ihre Prägung geben, oder der nationalistische Schwung der zionistischen Bewegung, die Zuversichtlichkeit einer Jugend, die sich sachlich und selbstsicher ihr Schicksal gestaltet? Auch heute noch hat dieser Ort nichts von seiner religiösen Kraft verloren,
ROBERT MUSIL, SÄMTLICHE ERZÄHLUNGEN. Verlag Rowohlt. 3 6 Selten. DM 10.80. — RATIO UND MYSTIK IM WERK ROBERT MUSILS. Von Elisabeth Albertsen. Verlag Nymphenburger. 195 Seiten. DM 12.80. — IDENTITÄT UND WIRKLICHKEIT BEI ROBERT MUSIL. Von Ulrich Schelling. Zürcher Beiträge zur deutschen Literatur und Geistesgeschichte. Herausgegeben von Emil S t a i g e r. Atlantis-Verlag. 93 S. sFr. 12.—.
Literatur hat immer auch etwas ^topistfte*. nd mit Jedem endenden oder beginnenden JahrtStffW Mckt SeY FiXpünkt So mancher Utopien, das Jahr 2000, aus dem Glanz zauberhafter Ferne, dem Gespinst aus Hoffnungen und Ängsten, das sich um dieses Datum gebildet hat, näher zur Wirklichkeit. Alles soll besser werden, so hofft man, die Menschheit soll wie Eurydike aus dem Hades leichtfüßig zur Oberwelt schreiten, aber es findet sich kein Seher, kein Erleuchteter, der vorangeht.