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Konfigurationen

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KONFIGURATIONEN 71 nennt sich die -diesjährige Ausgabe des bereits bekannten Jahrbuches für Literatur und Graphik, die ebenso wie die vorhergehenden Ausgaben einen bedeutenden Platz im österreichischen Kulturleben behaupten kann. Sicher ist es heute so schwierig wie kaum jemals zuvor, Aktualität, literarische Lobbies, Cocktails und Presseempfänge einer zu Lebzeiten meist unibed’anikten Suche nach Spurenelementen von Qualität unterau ordnen. Daß diese Suche sich dennoch lohnt, beweisen die einfühlsamen Herausgeber der Konfigurationen Vogel, Gesswein und Baum. Denn es ist zweifellos keine Selbstverständlichkeit, daß es in Österreich noch ein Forum gibt, wo man, unabhängig von irgendwelcher Zugehörigkeit zum rechten oder linken „Pferch“, seine Stimme erheben kann, wo zunächst nicht der pseudolinike „Dreh“ entscheidet oder vice versr das Zuspätgekommensein und Verl’assensein von der Weltgeschichte, sondern die

Qualität und Dynamik einer Sache an sich.

So kann man die Textprobe des wohl interessantesten avantgardistischen Schriftstellers in Österreich, Peter Henisch, neben der Prosa Peter von Tramins durchaus goutieren, selbst wenn man dabei von einer Welt in die andere fällt. Aber wem passierte das nicht sowieso tagtäglich Einige Namen überraschen positiv, wie Anton Fuchs und Franz Rieger. Friederike Mayröcker ist weniger -gut durch ihre Beiträge vertreten, als durch das ausgezeichnete, ihr gewidmete Essay Hans Heinz Hahnls, eine Liebeserklärung an die feminin! verspon nene Traumwelt der Mayröcker von einer geradezu altmodischen Poesie, die den von der Autorin beigesteuerten Pop-Gedichten mangelt.

Hans Rochelts Essay zur Situation des Theaters läßt, der Hohen Schule des Feuilletons entsprechend, mehr ungesagt als gesagt, wobei ihm aber noch anzurechnen ist, daß er mehr als andere Theaterfachleute vom Publikum redet, es entschuldigt und lobt. Was richtig ist. Denn ohne dieses Publikum, das immer noch ein rheater haben beziehungsweise sehen will, obwohl es ihm ständig ausgeredet wird, gäbe es diese

Institution längst nicht mehr. In einem Monolog, der Beckett als stilistisches Vorbild verrät, gestaltet der Theaterkritiker Karl Maria Grimme das Erlebnis der Anonymität. Der szenische Ausschnitt verrät den Spürsinn des Autors für dramatische Spannung. Rüdiger Emgerth steuert in seinen humori-gen Erinnerungen an -die Galerie zum Roten Apfel ein Stück Wiener Kunstgeschichte bei. Alles in allem eine Nummer, die einen interessanten Querschnitt durch das österreichische Kulturleben bietet.

KONFIGURATIONEN 71, herausgegeben von Alfred Vogel, Alfred Gesswein und Peter Baum. 112 Seiten, broschiert, 10 original Offsetlithos, S 56.—.

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