6589534-1952_16_11.jpg
Digital In Arbeit

IM STREIFLICHT

Werbung
Werbung
Werbung

JUNGST haben einige mehr oder minder linksstehende Kritiker eine Art Kampagne gegen die jungen österreichischen Autoren geführt: eine recht unschöne Kampagne, in der ohne ersichtlichen Grund viel Böses über die jungen Autoren gesagt und insbesondere darauf hingewiesen wurde, daß das, was sie schrieben, „andernorts“ kaum geschätzt werden dürfte. Aber ein seltsamer Zufall wollte es, daß diese Kampagne durch schnell aufeinanderfolgende Meldungen aus Westdeutschland ein wenig verwirrt wurde: in der Deutschen Verlagsanstalt Stuttgart nämlich erschien ein dicker Roman von Milo Dor, der von dem größten hiesigen sozialistischen Verlag abgelehnt wurde, weil sein Vorwurf —: die Leiden und die Enttäuschung der serbischen Links-Rösi6tance — angeblich nicht interessiere. Die Dichterin Ilse Aichinger erhielt kurz darauf einen sehr bedeutenden Literaturpreis, im Tübinger Heliopolis-Verlag erschien der Roman „Zwischenfall in Wien“ des Wiener Maler-Dichters Karl Bednarik, und ein westdeutscher Sender brachte gleichzeitig eine Reihe von Lesungen eben jener angegriffenen neuen österreichischen Autoren. Mögen sie nun gut schreiben, mögen sie schlecht schreiben, unsere jungen Dichter: den Erfolg haben sie anderswo.

SCHON und erfreulich ist es, daß die „Föderation der bildenden Künstler“ eine moderne Galerie ausländischer Kunst auf- machen will, schön, daß in Salzburg ähnliche Pläne gehegt werden, erfreulich, daß Staat und Gemeinden ihre Unterstützung beiden Unternehmungen zugesagt haben Sollen. Gar nicht sympathisch aber ist dem Beobachter der Gedanke, daß nun die Institution einer modernen Galerie von vornherein zersplittert werden soll — die6 um so mehr, als ja auch Linz mit seiner „Neuen Galerie“ bereits eine ähnliche Einrichtung besitzt —, und daß offenbar die staatliche Kunsfpflege an die Errichtung einer wahrhaft internationalen Sammlung gegenwärtiger Kunst ganz und gar nicht mehr denken sollte. In Wien hat es eine solche, freilich nicht sehr umfangreiche Galerie moderner Kun6t ja bekanntlich immer gegeben — nach dem Kriege wurde ihr aber, in verständlicher Uberbetonung patriotischer Interessen, das Ziel gesteckt, zur „Österreichischen Galerie“ zu werden … Ob man diesen Plan nicht doch noch, in letzter Minute sozusagen, revidieren sollte? pä gibt nicht nur „interessante“, sondern “‘ auch erfolgreiche neue Opernwerke. Eine 6tolze Bilanz seines Autors Carl Offf vef- öffentlichte soeben d BShott-Verlag: „Die Kluge“ — die amüsante märchenhafte Geschichte vom König und der klugen Frau — wurde bisher an insgesamt 60 deutschen und ausländischen Bühnen aufgeführt. Nach der erfolgreichen Premiere am Karamu-Theater in Cleveland wird das Werk jetzt von der finnischen Oper Helsinki vorbereitet. In italienischer Übertragung wurde die Oper am Teatro Valle in Rom unter der Leitung von Mario Rossi herausgebracht. Das römische Ensemble wird im Mai auf einer Gastspielreise, die durch ganz Italien führt, das erfolgreiche Werk Orffs in zahlreichen italienischen Städten aufführen. Schade, daß die Truppe nicht auch nach Wien kommt!

ELFE Gerhart ist derzeit der Starga6t des Salzburger Theaters, dank dem hervorragenden Einführungserfolg, den sie sich in Sartres „Draußen vor der Tür“ errang — meldet der Theaterreferent eines Salzburger Wochenblattes seinen Lesęrn. Daß dem Autor von „Bei geschlossenen Türen“ plötzlich das elementare Nachkriegsstück des jungen Wolfgang Bordiert zugesprochen wird, i6t Wohl nur dadurch zu erklären, daß der Herr Referent bei der Premiere „draußen vor der Tür“ geblieben ist.

MAN kann eine Unanständigkeit noch unanständiger machen, indem man von ihr behauptet, sie sei anständig — diesen Kniff hat schon mancher Tüchtige angewendet, wenn er ungute Waren an den Mann bringen wollte. Man kann aber auch von einer ganz oder vergleichsweise „anständigen Sache behaupten, 6ie 6ei unanständig. Auch das hat schon mancher Tüchtige gemacht und dabei gut verkauft und sich nicht betrogen. Übel sind beide Reklametricks — und wer weiß, ob der zweite nicht 6ogar der schlimmere i6t? Und natürlich kann man über den „Endstation- Sehnsucht“-Film verschiedener Meinung sein — wenn ihn aber die Plakate des Forum- Kinos mit dem Untertitel „Kein Film für unreife Menschen ankündigen, dann weiß man, welcher Kategorie der sogenannten Reklametricks er angehört…

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung