Ein österreichischer Weltbürger
ERZIEHER ZUM GLOBALEN DENKEN. Paul Leo Dengler, Autobiographie eines fliegenden Professors. Verlag Das Bergland-Buch. 177 Seiten. DM 16.80.
ERZIEHER ZUM GLOBALEN DENKEN. Paul Leo Dengler, Autobiographie eines fliegenden Professors. Verlag Das Bergland-Buch. 177 Seiten. DM 16.80.
In einer Zeit, die mit Hilfe der Technik, der Massenmedien, die Welt als überschaubare Größe in das Bewußtsein des einzelnen rückt, wirkt, so absurd dies erscheint, das Bestreben des bekannten Pädagogen Leo Dengler, der sich als Gründer des Amerikainstitutes und Verfasser zahlreicher pädagogischer Schriften einen Namen machte, noch immer oder schon wieder wie eine Utopie: Das Bestreben nämlich, junge Menschen vor allem im Hinblick auf die zu bewältigende Zukunft als Weltbürger zu erziehen, als Glieder einer die Kontinente umspannenden Gesellschaft, der die Grundprobleme gemeinsam sind.
Der Altösterreicher, dem überstaatliches Denken aus der Monarchie heraus zum wenn auch an der politischen Realität gescheiterten Leitbild für das Zusammenleben der Menschen wurde, war vielleicht gerade deshalb in der Lage, diese österreichische Tradition der Universalität kontinuierlich und ohne Bruch in die Moderne hinüberzuretten. Als Verfechter neuer pädagogischer Ideen, die heute bereits zum Schulalltag gehören, wie etwa die
Aktivierung des Schülers, die Erziehung zur Eigenverantwortlichkeit, das neue Lehrer-Schüler-Verhältnis, das Bemühen, den Schüler vom Autoritären weg zu einer so weit wie möglich freiwilligen und also lustbetonten Arbeit zu initiieren, konnte Dengler nicht nur in der Praxis, sondern auch als Vortragender weit über die Grenzen Österreichs hinaus Erfolge erzielen.
Was ihn aber als Leiter zahlreicher internationaler Seminare in allen möglichen Teilen der Welt schließlich zum Apostel globalen Denkens werden ließ, scheint dem Leser seiner mit Charme und Humor verfaßten Lebensskizze in einem spontanen Erfassen eines neuen Weltalters zu liegen, in dem Wunsch, diese persönliche Erfahrung einer neuen Pädagogik zur Grundlage zu geben.
Gerade hier aber dürfte der Abstand zwischen technischer Möglichkeit und geistiger Bewältigung noch größer geworden sein. Umso mehr ein Grund, die Erfahrungen des Pädagogen und Weltbürgers Leo Dengler einer neuen Überprüfung zu unterziehen.