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Unter dem Lebensbaum

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FRÜHGESCHICHTE DER MENSCHHEIT. Von Grahame Clark. Originaltitel: „World rrehlstorv — An Outline.“ Verlag W. Kohlhammer, 1B64. 388 Selten, 12 Bildtafeln, -. Karten. Preis 19.80 DM.

Es ist gewiß erwünscht, ein handliches Büchlein zu haben — es hat Platz in der Tasche des Mantels — darin man aus der Feder des zuständigen Ordinarius in Cambridge eine Übersicht der Menschheitsund Kulturentwicklung aller Weltteile findet. Freilich wird der Leser meinen, daß gerade manche interessante Frage, etwa die Herkunft der Sumerer, allzu unbestimmt besprochen wird — vielleicht aus allzu vorsichtiger Gewissenhaftigkeit. Auch wird sich der katholische Leser eines Lächelns nicht erwehren, wenn da in feierlich wissenschaftlicher Sprache Dinge gesagt werden, die längst gesagt waren oder ohnedies klar sind. „Die meisten Paläontologen sind sich darin eins, daß allein schon die aufrechte Körperhaltung eine Unterscheidung der Hominiden von den Menschenaffen rechtfertigt.“ Das hat Einer schon vor 2000 Jahren in lebhafterem Stil festgestellt: „Os homini sublime de-dit caelumque tueri...“ Oder: „Es ist beinahe gewiß, daß Sprache ein weiteres kulturelles Attribut der frühesten Menschen war. Forscher, die sich mit Menschenaffen befassen, sind darin einig, daß das Fehlen von Sprache einer der größten Nachteile dieser Gattung ist, ein Mangel, der alleine (sie!) schon den Erwerb von Kulturgütern verhindert.“ Da greift man schon lieber zu Chestertons „Immerwährendem Menschen“ oder zu dem „Begleitband zu H. G. Wells“ von Belloc, wo der katholische Ausblick auf die Frühgeschichte festgestellt wird...

Aber nachdem wir alle einverstanden sind, daß die Sprache uns vom Menschenaffen scheidet, dürfen wir wohl von den Verlegern verlangen, daß sie dieses Attribut von ihren Ubersetzern nicht malträtieren lassen. Es fängt schon mit der Vorstellung dieser Unglücksmenschen an; auf Seite 4 heißt es: „Aus dem Englischen von Christa Kahler und Dieter Lutz“, was aber besagen soll, aus dem Englischen von Grahame Clark wäre das Buch durch die Zwei verdeutscht worden. Ihr Deutsch wird durch das mehrfach vorkommende wohlklingende Wort „alleine“ bezeichnet — ihr Englisch ersieht man aus den „Norse-Sied-lern“ auf Seite 242. In einem wissenschaftlichen Werk stört aber, was bei einem Bahnhofsroman geduldet wird. ^

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