Vor dem Prozeb

Auf einer südamerikanischen Insel, San Juan, sind die Kommunisten unter ihrem Führer Cerrano seit eineinhalb Jahren an der Macht. Ebenso lang sitzt der Erzbischof im Gefängnis und wartet nun auf das bevorstehende Gerichtsverfahren, das ihm vermutlich den Tod bringen wird. Dieser Gedanke stört den Erzbischof wenig, seine Entbehrungen haben ihn ohnehin an den Rand des Todes geführt. Außerdem hat er andere Sorgen: um seinen früheren Sekretär, den das Regime zu seinem Verteidiger bestellt hat; um seine angeblich schwer mißhandelten gestlichen Schwestern; um die Gläubigen. Es sind seine letzten Tage im Gefängnis: Indessen versammeln sich Partisanen in den Bergen, zunächst nur ein kleiner Haufen fast aussichtsloser Kämpfer.

Es wäre schade, den weiteren Verlauf dieses ausgezeichneten Romans preiszugeben. Überraschend ist die Vielseitigkeit des Autors, dem es gelingt, die Gedanken des Erz-bischofs ebenso überzeugend darzustellen wie die öde Landschaft der Insel, das Leben unter den Partisanen und ihre nächtlichen Angriffe auf die Soldaten des herrschenden Regimes. Die Insel San Juan ist natürlich erfunden, und ihre Menschen auch. Aber wie glaubwürdig, wie lebendig sind sie alle! Man glaubt es zu wissen: Südamerikanische Revolutionen sind so, so denken und handeln Kommunisten, so denkt und handelt ein Bauer. Der religiös-pathetische Titel der deutschen Übersetzung (Englisch: „Nine Days to Eternity“) ist vielleicht ein Fehler.