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Wie schnell die Freude verdunkelt wird

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Unter den Stichwörtern im Anhang der Ein-I heitsübersetzung der Bibel folgen dem Wort „Freude" so viele Stellenhinweise, daß man feststellen muß, es gehe hier um einen in der Heiligen Schrift dominierenden Begriff Nun karm man kaum sagen, daß es sich dabei um die Spiegelung einer dem Leben innewohnenden Dimension handle. Die Welt ist düster und schwarz, und wie es gerade aussieht, könnte die Schwärze eher zunehmen.

Natürhch tragen die Massenmedien nicht wenig zu dieser Schwärze bei, da gerade sie über alle Katastrophen auf dem Erdball verläßlich und effektvoll informieren. Chesterton sagte einmal. „Die Welt ist nicht schlechter geworden, aber die Informationen besser'. Wie dem auch sei, die Dunkelheit scheint kaum zu weichen. Die Welt Ebenso gab es durchaus berechtigte Freude über den Zusammenbruch des sieben Jahrzehnte hin- . ISL nicni durch existierenden Kommunismus und die ver-SChlechter ständhche Euphorie der endlich befreiten Mensehen, da setzten schon die Rückschläge ein: Krieg geWOroen, ehemaligen Jugoslawien, Bürgerkriege an den aber die Randem der Sowjetunion, die fanatischen Nationalismen, die Wirtschaftsnot nach dem schauerlichen inrorma- Konkurs der kommunistischen Staatswdrtschaft.

Auch im privaten Bereich traten die Schatten deutlicher in den Vordergrund. Die positive Stim-DeSSer mung war dahin, die alles heller wirken ließ. Nach einem herrlichen Frühhngstag schien plötzlich der November gekommen. Merkwürdig, wie der „allgemeine Trend" das persönliche Leben beeinflulBt. Die Wendung nach innen bleibt dem einzelnen nicht erspart. Die Quelle, die Haltung, der Standpunkt und die Bewertungen sind nur in jedem selbst verläßlich zu finden. Das Stichwort „Freude" un Anfang der Bibel kann sehr helfen, und es kann nur nützen, auch bei Marc Aurel, bei Teilhard de Chardin und Karl Popper zu blättern. „Wie wir sind, so sind die Zeiten" schrieb Augustinus. Freude und Heiterkeit sind nur ganz selten Geschenke von außen.

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