66 Jahre einer Wende

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Geschichte beim Surfen erleben: Kriege, Seuchen, Weltuntergangsstimmung, Aufbrüche -www.pastperfect.at bringt die Zeit zwischen 1492 und 1558 ins Web.

Geschichtsforschung wird oft mit Attributen wie trocken und langweilig assoziiert. Mit einem - an Schulzeiten erinnernden - endlosen Auswendiglernen von Jahreszahlen. Eine andere und in dieser Form noch nie da gewesene Form der "anschaulichen" Geschichtsforschung bietet das Webprojekt www.pastperfect.at.

Das Projekt, das vom Verein "pastperfect" (Schuda/Schmeiser/ Krameritsch) in Kooperation mit dem Institut für Geschichte an der Universität Wien (Projektleitung: Professor Wolfgang Schmale, Lehrstuhl für Neuere Geschichte) entstand, stellt gleichzeitig eine Weiterentwicklung des Datenbanksystems VMS4 (VanGoghTV) dar. Kulturwissenschaftler Jakob Krameritsch - gemeinsam mit den Medienkünstlern Schuda/ Schmeiser Initiator von pastperfect - unterstreicht: "Unser Anspruch war, uns von konventionellen geschichtswissenschaftlichen Websites, die oft eher Erweiterungen von Buchkonzeptionen sind, zu unterscheiden."

Vom Mittelalter zur Neuzeit

Europa an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit war durch eine Vielzahl sozialer, politischer und kultureller Umbrüche geprägt: Reformation, Humanismus oder Renaissance wirkten sich nachhaltig auf das Weltbild der Menschen aus.

"66 Jahre einer Zeitwende" hat sich zum Ziel gesetzt, die Komplexität, Brutalität und Faszination dieser Zeit zu vermitteln und verschiedenste Blickwinkel der Auseinandersetzung mit Geschichte zu bündeln und zu vernetzen. Als Zäsuren wurden die Eckdaten 1492 (Fall Granadas, Kolumbus' Entdeckung Amerikas) und 1558 (Tod Karls V., Beginn der Regierung Elisabeth I.) verwendet.

Navigieren im Info-Meer

Über drei Ebenen kann man seinen jeweils eigenen Zugang frei wählen:

* Ereignisse: Über 500 Texte erzählen und untersuchen 66 Jahre europäischer Geschichte. Sie beschränken sich nicht auf die (politische) Geschichte der Herrschenden, sondern schließen unter anderem Alltags-, Kultur- und Gendergeschichte gleichwertig mit ein.

* Kontexte: Parallel dazu bieten 18 Themenüberblicke eine einführende Beschreibung mit dem Ziel Charakteristika und Tendenzen des jeweiligen Bereichs zu vermitteln.

* Biografie und Glossar: Diese Ebene liefert Hintergrundinformationen zu den Textebenen. Neben Leben und Werdegang zeitgenössischer Akteure werden Begriffe, die für das Verständnis des 16. Jahrhunderts unentbehrlich sind, erläutert.

Navigation:

Mittels einer aus zeitgenössischen Elementen zusammengesetzten Landkarte und einem Zeitrad kann man sich spielerisch durch Zeit, Raum und Inhalt bewegen. Neben dem umfangreichen Verknüpfungssystem, bilden über 20 Angebote, wie etwa Himmel und Hölle, Leib und Seele, Zucht und Ordnung eine weitere Kategorie von Verknüpfungen. Sollte man sich verirren, bringt einen der Klick auf den Verlauf, der die - bis zu diesem Zeitpunkt gewählten - Ebenen chronologisch anzeigt, wieder auf den gewünschten Weg.

Gestaltung & Umsetzung:

Bedeutung und Funktion, Fragmentierung und Kontextualisierung ergeben sich durch das räumliche, zeitliche und inhaltliche Neben-, Nach- und Zueinander. Begleitendes Bildmaterial wird mit Gestaltungsmitteln wie Animation und Collage innerhalb einer Flashanwendung verarbeitet. Dieses Bildmaterial wird im Zuge eines "Relaunches" im Sommer diesen Jahres, der neue Ebenen einbindet, präsentiert werden.

Weitere geplante Ebenen:

* Interaktives Forum: Benutzer können dort ihr Feedback deponieren.

* Rezeptionsgeschichte: Wissenschaftler wählen aus dem bestehenden Themenpool von pastperfect ein Thema, das sie auf der Website in einem rezeptionsgeschichtlichen Überblick, der bis in die Gegenwart reichen wird, analysieren.

* Interaktives Handbuch: "Medientheoretiker werden sich hier mit dem Problem der Möglichkeiten und Grenzen einer Wissensvermittlung in digitalen Medien auseinandersetzen," so Krameritsch. "Das Handbuch soll verknüpft mit der Website zum Beispiel Lehrern helfen, einen fächerübergreifenden Unterricht gestalten zu können."

Komplexität dargestellt

Das Projekt will die Kommunikation innerhalb von Wissenschaft, Forschung und einer interessierten Öffentlichkeit verstärken. Der interdisziplinäre Zugang soll das Interesse und die Faszination, die von dieser Zeit ausgeht, bei Wissenschaftlern, Studierenden und Geschichtsinteressierten jeden Alters wecken beziehungsweise intensivieren.

Die verwirrende Gleichzeitigkeit, die Komplexität der sich gegenseitig durchdringenden Strukturen dieses Zeitalters, findet in den vielfach verknüpften Ebenen von www.pastperfect.at ihrer Entsprechung.

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