Über Peter Westenthalers - nun, sagen wir - besonderes Verhältnis zum ORF ist schon viel geschrieben worden, auch in dieser Zeitung. Das aktuelle profil sieht Westenthaler gar "im Krieg" gegen den ORF, Herausgeber Christian Rainer übertitelt seinen Leitartikel "Ein Mann sieht rot".
Das Bild hat schon was: Da schießt einer wild um sich, der erkannt hat, dass er der big loser ist: "Privatisieren!" ruft Westenthaler hemmungslos. Rainer nennt diese "Wende ... zur Totalprivatisierung" "das Irrste, das in dieser Koalition bisher geschehen ist". Darüber kann man streiten, aber es ist jedenfalls ziemlich aberwitzig.
An etwas anderes "Irres", was unter dieser Koalition geschehen ist, erinnert indes Rainers Generalabrechnung mit der ORF-Reform. Ein "böses Täuschungsmanöver" der Regierung sei sie von Anfang an gewesen, einzig dazu da, neue - anders gefärbte - Leute an die Spitze zu bringen. Und: Mit den Werbebeschränkungen für den ORF sollte wohl "Rache an regierungskritischen Medien" geübt werden.
Oha, da spricht der Formil-Mann, diesmal eben in der Person des profil-Chefs. Denn von den Werbeverboten am stärksten betroffen sind die Magazine aus dem Hause Fellner & Co., zu denen eben auch profil gehört. Letztere Tatsache hängt bekanntlich damit zusammen, dass die einzigartige österreichische Printmedien-Konzentration durch eine von der Regierung nicht beeinspruchte Fusion noch einzigartiger wurde. Dort, wo es ans Eingemachte geht, ziehen denn seither auch - siehe Rainers Leitartikel - alle an einem Strang. Aber regierungs- und vor allem FP-kritisch wie sie sind, werden sie schon den ORF von den Fesseln des neuen Gesetzes befreien. Den Westenthaler werden sie dazu nicht brauchen können, der ist zu grob. Aber mit anderen wird man sich schon arrangieren können, und wenn man wieder seinen Klon zur Vizekanzlerin schicken muss.
Wär' ja gelacht, wenn man nicht doch noch irgendwie an selige Weis-Fellner-Dichand-Zeiten anknüpfen könnte. Das alles, nicht zu vergessen, nur zur Erhaltung der Medienvielfalt und zum höheren Ziel der Verhinderung Haiders. RM
