Amüsant und aufgeblasen

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Der Rahmen versprüht altmodischen Glamour, die Übung besteht im Beherrschen einer überkommenen Form: Mit der Tanzshow Dancing Stars ist dem orf seit langem wieder einmal eine gute Unterhaltungssendung gelungen. Stilvoll, bar jeder Peinlichkeit und professionell produziert. Die Show (Freitag, 21.15) zieht ihren Reiz aus ihrer beinahe schon schrulligen ästhetischen Rückwärtsgewandtheit sowie der Verknüpfung von eigener Erfahrung und der Neugier an "Promis". Einem zwischen eiserner Konzentration und hemmungslosem Feixen schwankenden Toni Polster bei etwas zuzusehen, bei dem wohl jeder auf eigene zaghafte Versuche zurückblickt, hat etwas höchst Amüsantes, ohne dass der sympathische Fußballer dabei lächerlich gemacht würde. Chapeau!

Leider aber legt Dancing Stars auch den Finger auf zwei unterschiedliche Wunden: Zum einen hat der orf ein akutes Showmaster-Problem. Weit und breit niemand, der eine Unterhaltungssendung wie Dancing Stars unverkrampft und mit Humor präsentieren könnte. Mirjam Weichselbraun ist entzückend, aber zur Entertainerin fehlen ihr mindestens einige Jahre Lebenserfahrung. Und der gelackte Küss-die-Hand-Charme eines Alfons Haider taugt vielleicht zur Opernball-Übertragung, nicht aber hier, wo andere Qualitäten gefragt wären: die Selbstironie eines Toni Polster oder die Lässigkeit eines Peter Rapp - aber die tanzen ja.

Zum zweiten ist der Stellenwert bedenklich, den der orf dieser Show einräumt. Dancing Stars zählt nicht als das was es ist - nämlich eine nette, kleine Unterhaltungssendung -, sondern wird mit Hilfe einer gigantischen pr-Maschinerie zum Ereignis des Jahres aufgeblasen. Diesem Anspruch kann und darf das von bbc entlehnte Format nicht gerecht werden. Schließlich sollte die Kernkompetenz eines öffentlich-rechtlichen Senders über gut gemachte Unterhaltung hinausgehen.

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