Aufsteigen der Grausbirnen

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Ein wenig kompliziert mutet an, was der Standard letztes Wochenende breit berichtete: Bei Oskar Grünwald - einem der beiden Laienrichter im Kartellgerichtsverfahren, das die Medienehe zwischen den News-Magazinen und der Kurier-Gruppe, die über die Mediaprint auch mit der Kronen Zeitung verflochten ist, sanktionierte - gebe es den Verdacht der Befangenheit. Und daher bemühe sich der auf Medienrecht spezialisierte Anwalt Michael Krüger um eine Wiederaufnahme des Kartellverfahrens. Die Auftraggeber seien, so der Standard, die Verlage der Bundesländerzeitungen und der Presse.

Konkrete Causa mag zunächst vor allem als Fall für Juristen gelten; sie sollte aber auch Anlass sein, einmal mehr die Medienpolitik im Lande aufzuscheuchen: Genau zwei Jahre ist es her, dass die Formil-"Magazinehe" zum unglaublichen Konglomerat der KroKuFellWAZ-Medien führte: das beherrschende Boulevardblatt, die größte Halb-Boulevardzeitung sowie alle relevanten politischen Magazine ineinander und miteinander verflochten... Medienpolitischen Beobachtern waren ja schon vor jenem 1. März 2001 die Grausbirnen aufgestiegen: dass aber der verniedlichend "Magazinehe" genannte Zusammenschluss möglich wurde, übertraf jede Vorstellungskraft.

Auch die schwarz-blaue Koalition, die sich eine neue Medienpolitik auf die Fahnen geschrieben hatte, ging vor den normativen Kräften des Faktischen in die Knie. Hin und wieder vernahm man zwar ein wenig Selbstkritik - so wurde Medienstaatssekretär Franz Morak mit der Aussage gehört, in der Causa Formil hätte er von manchem "mehr Mut erwartet": An der Versteinerung der hiesigen Medienlandschaft durch Konzentration änderte dies aber nichts.

Sollte oben angedeuteter Vorstoß zur Neuaufrollung des Kartellverfahrens erfolgreich sein, hätten die medienpolitischen Player in der Politik noch einmal - wahrscheinlich zum letzten Mal - ihre Chance.

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