Ein Toter und eine Untote

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In Pedro Almodovars grandioser Tragikomödie "Volver" brilliert Penélope Cruz als nervenstarke Matrone inmitten eines köstlichen Chaos aus Inzest, Mord und Mütterlichkeit.

Nein, diese Frauen sind nicht am Rande des Nervenzusammenbruchs. Wenn, dann schon zart besaitete Zuschauer, die mit der rasant-absurden Handlung nicht zu Rande kommen: "Volver", der jüngste Streich von Pedro Almodovar, ist ein Meisterwerk im schon bislang exzeptionellen Oeuvre des spanischen Regisseurs. Auch diesmal geht es um (sexuelle) Unterdrückung und um den Ausbruch aus solchen Lebensumständen, der mit Witz, Chuzpe und der Kunst der Penélope Cruz gelingt: Raimunda (alias Cruz) lebt mit Teenager-Tochter Paula und arbeitslosem Mann Paco in einer kleinen Madrider Wohnung. Als der saufende Gatte sich an seine Tochter heranmacht, tötet ihn diese im Handgemenge. Mama findet das verstörte Töchterlein bei der Leiche des Angetrauten - und Raimundas Geister werden geweckt: Sie parkt Pacos der Verwesung anheim fallende Reste in die Kühltruhe eines nahen Restaurants, dessen Besitzer das Lokal aufgeben will und den Schlüssel Raimunda zur Verwahrung gegeben hat. Doch mitten in die Totenentfernungsaktion kommen Gäste ins Restaurant.

Also doch Nervenzusammenbruch? Mitnichten. Raimunda wächst im Chaos über sich hinaus und schupft unvermutet das Restaurant und andere Unwirtlichkeiten ihrer Existenz: Da ist etwa ihre Schwester Sole, die einen illegalen Frisiersalon führt. Und noch viel mehr kommt ihre Mutter dazu, die vor einigen Jahren verstorben ist, aber als Geist oder Doch-nicht-Geist wieder auftaucht.

Kompliziert also. Aber mit solcher Rasanz und Brillanz inszeniert wie gespielt, dass es ein Vergnügen ist.

Pedro Almodovar at his best, sozusagen, unterstützt von einem weiblichen Ensemble (männliche Rollen hält der Plot eher nicht parat). Dieses Jahr in Cannes heimste "Volver" denn auch Preise fürs beste Drehbuch sowie fürs beste weibliche Ensemble ein: Fast alle Rollen sind unnachahmlich besetzt, wobei vor allem Carmen Maura als Mutter-Geist Penélope Cruz das Wasser reichen kann.

Werden Raimunda und Paula den toten Paco loswerden? Ist Paula überhaupt Pacos Tochter, und wenn nicht: wessen dann? Lebt die (Groß-)Mutter jetzt noch, oder spukt sie bloß herum?

Fragen über Fragen, deren Beantwortung eine Kinokarte mehr als lohnt.

Almodovar: Köstlich. Einmal mehr anarchisch. Grandios.

VOLVER

E 2006. Regie & Buch: Pedro Almodovar. Mit Penelope Cruz, Carmen Maura, Lola Duenas, Blanca Portillo, Yohana Cobo, Chus Lampreave, Leandro Rivera, Antonio de la Torre, Yolanda Ramos.

Verleih: Tobis. 120 Min.

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