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Schräges Leben

Vom 4. bis 10. Oktober gastiert im Wiener Top-Kino das "Bicycle Film-Festivals 2007" dessen "Hauptfilm", der am 6. Oktober um xxx gezeigt wird, "B.I.K.E.", eine Facette der Fahrradkultur, die bisweilen höchstens eingefleischten Radlern bekannt war, zum Inhalt hat: "Tall Bike Jousting" nennt sich ein Ritual, bei dem zwei Biker auf ihren selbst gebauten Hochrädern zu einem ritterähnlichen Lanzenturnier gegeneinander antreten. Diese Film-Doku ist nicht nur eine trashige Huldigung ans Kultobjekt Fahrrad, sondern bietet unkonventionelle Einblicke in eine noch viel unkonventionellere Gruppe gleichgesinnter Individualisten. Am Beispiel des Black Label Bicycle Clubs NYC, einer Art "Radfahrergang", zeigt Anthony Howard das selbstzerstörerische Potenzial wie auch den Versuch einzelner Mitglieder, über eine gemeinsame Leidenschaft eine Ersatzfamilie - und sich selbst - zu finden. Passend die Machart: körniges Handkamera-Material und punkige Undergroundmusik. Jürgen Belko

B.I.K.E.

USA 2006. Regie: Anthony Howard, Jacob Septimus. 89 Min. Infos zum Festival: www.bicyclefilmfestival.com

Pubertäres Leben

Kaum ein Genrevertreter konnte sich bisher dem amerikanischen Komödien-Diktat entziehen, Lebensweisheit versprühen zu müssen. Einerseits ist es der billigste Weg für Autoren, ihre Drehbücher zu einem nachvollziehbaren Ende zu bringen, andererseits eine kaum tragbare Bedeutungslast, unter der zuvor sinnfreie Filme im Nu zusammenbrechen. Auf Greg Mottolas "Superbad" trifft das alles zu. Wieder einmal wird das Ritu-al durchgezogen: der Versuch dreier Versager, noch vor Ende der Highschool Sex zu haben, und die daraus resultierende wilde Nacht. Im infantilen Stakkato an Geschlechtsteil-Erwähnungen und Körperflüssigkeiten ginge fast unter, dass die Macher passagenweise durchaus frischen Wind in festgefahrene Gefüge einbringen können. Auch die gut passenden Akteure wirken in all dem zutiefst verschwendet. Nicht aber, weil der Film schlicht ordinär wäre, sondern vielmehr weil er nur vorgaukelt, sich viel erlauben zu wollen. Im Grunde ist er nämlich erschütternd handzahm. Thomas Taborsky

SUPERBAD

USA 2007. Regie: Greg Mottola. Mit Jonah Hill, Michael Cera, Christopher Mintz-Plasse.

Verleih: Sony. 113 Min.

Hinweis

Die Kritik zu Anja Salomonowitz' "Kurz davor ist es passiert" findet sich auf Seite 4 dieser Furche.

Karges Leben

"Madeinusa", das ist eigentlich ein Mädchenname. Die Protagonistin des gleichnamigen Films der peruanischen Regisseurin Claudia Llosa heißt so. Sie ist halb Kind, halb Erwachsene, und ihre Reise auf dem Weg ins Erwachsenenalter führt nicht nur durch alte Riten und Brauchtümer, sondern auch durch inzestuöse Begegnungen mit dem Vater. Als plötzlich ein junger Mann in ihrem abgelegenen Dorf in den Anden auftaucht, auf dessen T-Shirt ihr Name steht, kann sich das Mädchen nicht vorstellen, dass "Made in USA" auch etwas anderes bedeuten könnte. Der junge Mann stammt aus Lima, und so ist es schnell vorbei mit der Dorfidylle, die hier gerade prächtig-bunt und schillernd inszeniert wird, weil Ostern vor der Tür steht. Modernes und ländliches Weltbild prallen aufeinander, Gegensätze tun sich auf. Dass Madeinusa schließlich von dem mysteriösen Fremden entjungfert wird, anstatt vom eigenen Vater, der sie fortwährend einschüchtert, symbolisiert die Verschmelzung der Gegensätze - von Stadt und Land, von Tradition und Aufbruch, von Lust und Keuschheit. "Madeinusa" ist auch Lebens-Schilderung eines kargen, beschwerlichen Alltags, jedoch vor allem die Auflösung der Grenzen im Kopf. Matthias Greuling

MADEINUSA - DAS MÄDCHEN AUS DEN ANDEN Peru/Spanien 2005. Regie: Claudia Llosa. Mit Magaly Solier, Carlos De La Torre. OmU Verleih: Cinematograph. 103min;

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