Wahrheit gesucht
Das Wahre kommt früher oder später immer ans Licht. Eine Erfahrung, die auch die Protagonisten in Carl Franklins Thriller "Im Netz der Lügen" machen müssen. Die erfolgreiche Anwältin Claire (Ashley Judd) wird aus ihrem harmonischen Eheleben gerissen, als ihr Mann Tom (Jim Caviezel) verhaftet und vor ein Militärgericht gestellt wird. Der ehemalige Marine-Infanterist wird beschuldigt, während der US-Intervention in El Salvador neun unschuldige Zivilisten kaltblütig ermordet zu haben. Gemeinsam mit einem ehemaligen Strafverteidiger (Morgan Freemann) versucht Claire, die Unschuld ihres Mannes zu beweisen. Sie ist davon überzeugt, dass er das Bauernopfer einer Verschwörung ist, in die hochrangige Militärs verwickelt sind.
Carl Franklin, mit Werken wie "Teufel in Blau" oder "One false move" ein Spezialist des Thriller Genres, ist mit "Im Netz der Lügen" einer der spannendsten Gerichts- und Militärthriller seit "Im Namen der Ehre" gelungen. Immer wieder führt er den Zuseher auf falsche Spuren und hält dadurch die Spannung bis zum Ende aufrecht. Morgan Freeman überzeugt in der Rolle des vom Leben enttäuschten Anwalts, der noch einmal eine Chance erhält. Und Ashley Judd gibt mit der ehrgeizigen Anwältin, die es sogar mit höchsten Militärs aufnimmt, einen bereichernden Widerpart. Ein Film der zeigt, dass man mit persönlicher Überzeugung am Ende nicht immer auf der sicheren Seite (der Wahrheit) steht.
Sandra Wobrazek
Im Netz der Lügen - High Crimes.
USA 2002. Regie: Carl Franklin. Mit
Ashley Judd, Morgan Freeman, Jim
Caviezel. Verleih: Foxfilm. 115 Min.
Liebhaber gesucht
Eine Liebestragikomödie über das Single-Dasein, über Freundschaft und ihre Schattenseiten serviert uns der britische Regisseur John McKay mit seinem Spielfilmdebüt "Heiraten für Fortgeschrittene" ("Crush"). Die 40-jährige Kate (Andie MacDowell), Schuldirektorin in einer englischen Kleinstadt, verliebt sich in den 25-jährigen Organisten Jed (Kenny Doughty) - ihren ehemaligen Schüler. Als sie ihren zwei besten Freundinnen Molly und Janine davon erzählt, stösst sie allerdings auf Unverständnis ...
John McKay ist mit "Crush", dessen Drehbuch auf einem Theaterstück basiert, eine romantisch-melancholische Komödie über Frauen-Freundschaften gelungen. Besonders die drei Protagonistinnen sind glaubwürdig gezeichnet. Am überzeugendsten Molly (Anna Chancellor), die emanzipierte Erfolgsfrau, die trotz einer Reihe katastrophaler Beziehung noch immer auf die große Liebe hofft. Auch die von Andie MacDowell gespielte Kate ist ein Juwel auf der Leinwand. Es macht Spaß, ihrer Natürlichkeit und ihrem Witz zu folgen. Doch am besten, man macht sich selbst ein Bild davon!
Carolin Baghestanian
Heiraten für Fortgeschrittene - Crush
GB 2001. Regie: John McKay. Mit Andie MacDowell, Imelda Staunton, Anna
Chancellor. Verleih: Constantin. 112 Min.
Papa Powers gesucht
Er ist zurück: Superagent Austin Powers - schrille Alternative zu James Bond und Feindbild elaborierter Zahnprothetik. Wie in seinen ersten beiden Missionen irrlichtert der groovige Spion (Mike Myers) wieder zwischen Gegenwart und Swinging Sixties/Seventies. Diesmal muss er jedoch nicht nur die Welt aus den Klauen von Dr. Evil (Mike Myers) retten, sondern auch die dysfunktionale Beziehung zu seinem Vater (Sir Michael Caine mit schlechten Zähnen!) kitten. Pech für Austin, wird doch Papa Powers zuvor von Goldständer (Mike Myers), einem holländischen Ekel mit güldenen Genitalien, entführt ...
So viel zur Geschichte, die traditionellerweise keine ist, sondern eine bloße Aneinanderreihung mehr oder weniger gelungener Gags. Während der "Mission Impossible"-inspirierte Prolog und die Persiflage von Gangsterrap-Videos durchaus Unterhaltungswert besitzen, beschränkt man sich ansonsten auf Sexwitzchen und Fäkalhumor. Eingefleischte Fans wird dies kaum stören - zumal mit Destiny's-Child-Sängerin Beyoncé Knowles nicht nur ein optischer, sondern auch ein musikalischer Aufputz gefunden wurde. All dies reicht freilich nicht, um den dritten Teil der Agentenparodie (wie von Mike Myers und Regisseur Jay Roach versprochen) zum "größten, besten und witzigsten" zu machen: Zumindest in der deutschen Fassung fehlt ihm auf weiten Strecken jeglicher Esprit.
Doris Helmberger
AUSTIN POWERS IN GOLDSTÄNDER - Austin Powers in Goldmember
USA 2002. Regie: Jay Roach. Mit Mike
Myers, Beyoncé Knowles, Michael York, Robert Wagner, Verne J. Troyer, Sir Michael Caine. Verleih: Warner Brothers. 95 Min.