Freiheits-Sorgenkinder

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Weltweit gebe es einen Trend zur staatlichen Kontrolle von Presseräten: Dies konstatierte vor wenigen Tagen Johann P. Fritz, Direktor des in Wien ansässigen Internationalen Presse Instituts: Immer mehr Regierungen nähmen die Presse an ihre Kandare - das Ergebnis: Der Pressefreiheit geht es auch im Lichte dieser Warnungen global nicht gut.

Angesichts solcher Entwicklung in Richtung staatlicher Aufsicht wäre es mehr als angebracht, dass sich die Medienbranche selbst um die Qualitätssicherung der Informationen, die sie verbreitet, bemüht: Selbstkontrolle ist besser als Staatskontrolle - das mag in der Theorie stimmen. In Österreich - die Furche monierte dies wiederholt - leistet man sich weiter den Luxus, keinen Presserat zu haben, weil sich Verleger und Journalisten nicht auf ein funktionierendes Modell einigen.

Die heimische Lethargie in Sachen Qualitätssicherung kann aber nicht den Blick auf die großen Gefährdungen der Medienfreiheit anderswo verstellen: Keine Frage, dass sich etwa Russland mehr und mehr zum Freiheits-Sorgenkind entwickelt. Die Geiselnahme von Beslan hat da erneut ans Licht gebracht, dass es in Russland keine freie Berichterstattung gibt. Staatliche Lügen sind an der Tagesordnung: Sprechend, dass man aus Beslan zunächst nur von nur wenigen Geiseln berichtete, zum Schluss waren es dann über 1.000. Ähnlich wurde bei der Anzahl der Toten verfahren - bis heute kennt die (Welt-)Öffentlichkeit die exakten Zahlen nicht. Beslan ist nur die Spitze des Eisbergs: Präsident Putin nimmt unter dem Titel der Terrorbekämpfung auch die Bewegungs- und Informationsfreiheit der Medien weiter aufs Korn.

Susanne Scholl, ORF-Korrespondentin in Moskau, wies kürzlich bei einem Symposium in Wien auch auf die Rolle hin, die die Konsumenten der Berichterstattung spielen: So seien die staatlich verordneten Lügen bei der Beslan-Berichterstattung vom russischen Medienpublikum prompt geglaubt worden.

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