Heim ins Amalienbad

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In ihrer Dokumentation "Hakoah Lischot" lässt Yaron Zilberman die ehemaligen Schwimmerinnen des legendären Sportclubs erzählen.

Es ist für sie nicht leicht, nach Wien zurückzukommen. Trotz der schönen Erinnerungen sind die Demütigungen, Erniedrigungen und die Angst nicht vergessen, die sie hier erfahren haben. Sie, das sind sieben über 80-jährige Damen, die in ihrer Jugend erfolgreiche Schwimmerinnen des Wiener Hakoah Sportclubs waren. Yaron Zilberman, Regisseur von "Hakoah Lischot", hat sie zu einem Wiedersehen im Wiener Amalienbad überreden können. Entstanden ist dabei ein längst fälliger Beitrag zur österreichischen Sportgeschichte. Die Gründung der Hakoah 1909 ist als Folge der Ausgrenzung durch die Arierparagrafen, aber auch als Ausdruck eines neuen jüdischen Selbstbewusstseins zu verstehen. Der Name bedeutet so viel wie "Kraft". Der Verein wurde zu einem der größten und erfolgreichsten in Europa und der Welt. Die Fußballer der Hakoah wurden in der Saison 1924/25 sogar österreichische Meister, zwei Jahre zuvor gewannen sie als erster heimischer Klub auswärts gegen ein englisches Team. Auch davon erzählt "Hakoah Lischot", doch im Mittelpunkt dieses Dokumentarfilms steht die Schwimmsektion der Frauen. Zilberman vertraut dabei auf die Kraft der Erzählungen seiner Protagonistinnen und wählt passender Weise einen konventionellen Stil. Er braucht keinen Hitler, um die Vergangenheit lebendig werden zu lassen, sie ist ständig präsent: Allein die schmerzerfüllten Augen von Elisheva bringen das Unaussprechliche zum Ausdruck. Greta muss sich bei ihrer Rückkehr nach Wien von einem Taxifahrer erklären lassen, dass sie emigrieren habe müssen, weil sie "keine Einheimische" gewesen sei. Die Folgen des jahrzehntelangen kollektiven Verdrängens in diesem Land sind noch spürbar. Doch trotz der furchtbaren Erfahrungen haben sie sich dafür entschieden, weiterzuschwimmen und nicht unterzugehen, sagt Anne-Marie. Wie sie sich beim Betrachten alter Fotos über die gut aussehenden Schwimmer der Hakoah unterhalten, zeugt von der immensen Lebensfreude. Und schlicht herzergreifend ist die Liebeserklärung von Elisheva an ihren Erich.

HAKOAH LISCHOT - Watermarks

Israel/F/USA 2004. Regie: Yaron Zilberman. Verleih: firstchoicefilms. 80 Min.

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