Jüdische Mata Hari

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In Paul Verhoevens "Black Book" werden die Grenzen zwischen niederländischer Geschichtsaufarbeitung und amerikanischer Popcorn-Kino-Unterhaltung fließend.

Fest steht, dass der umstrittene Filmemacher Paul Verhoeven (Basic Instinct, RoboCop) mit jeder Menge Blockbuster-Ingredienzien aus Hollywood in seine niederländische Heimat zurückgekehrt ist. Black Book nur als sich den Massen anbiederndes Leinwand-Spektakel abzutun, wäre allerdings zu einfach. Denn im effektvoll inszenierten Polit-Thriller schwingt auch eine kritisch-moralische Frage mit: Wo verläuft die Grenze zwischen Gut und Böse, wo beginnt Loyalität und endet Verrat? Dass Besatzer nicht per se "böse" und Freiheitskämpfer automatisch "Gutmenschen" sind, wurde zwar schon hinreichend oft im Kino thematisiert. Dennoch liefert der handwerklich sichtlich amerikanisierte Regisseur zumindest in Ansätzen einen Beitrag zur niederländischen Vergangenheitsbewältigung - er thematisiert die Rolle der holländischen Resistance im Kampf gegen Nazi-Deutschland.

Dreh- und Angelpunkt der Story ist die jüdische Sängerin Rachel Stein (Carice van Houten), die sich, verfolgt von den Schergen des Dritten Reichs, dem Widerstand anschließt. Als "arische" Chanteuse Ellis de Vries schleicht sie sich nicht nur in das deutsche Hauptquartier, sondern auch in das Herz eines Offiziers ein.

Die jüdische Geliebte eines "Herrenmenschen" stellt allerdings rasch fest, wie schwierig es ist, zwischen echten Freunden und vermeintlichen Feinden zu unterscheiden.

Black Book ist nicht nur einer der teuersten, sondern zugleich auch erfolgreichsten Filme, die je in Holland produziert wurden. Ob das Stück niederländische Zeitgeschichte auch international reüssieren wird, bleibt abzuwarten.

BLACK BOOK

NL/D/GB 2006.

Regie: Paul Verhoeven. Mit Carice van Houten, Sebastian Koch, Thom Hoffman. Verleih: Einhorn. 142 Min.

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