Kickl wähnt sich im Stasi-Verhör

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Ob, wie der Medienwissenschafter Fritz Hausjell auf X (ehemals Twitter) nach dem ORF-Sommergespräch mit Österreichs oberstem Populisten meinte, die „Denunzierung des Journalismus in diesem Land“ hier „unerträgliche Dimensionen“ erreicht habe, wird schon cum grano salis zu nehmen sein. Womit der Präsident der NGO „Reporter ohne Grenzen Österreich“ aber gewiss recht hat, ist, dass Herbert Kickl auch gegenüber Interviewerin Susanne Schnabl rhetorisch seine Agenda auf allen Linien durchsetzen konnte. Die Tricks sollten zur Genüge bekannt sein: Indem er im Interview nicht nur das Wort Verhör, sondern gar „Stasi-Verhör“ einflocht, waren die Konnotationen in den Hinterköpfen des Publikums bereits gesetzt. Zwischendurch unterstellte Kickl Schnabl, sie würde die kritischen Passagen aus dem Sommergespräch herausschneiden, und hängte ihr auch die neue ORF-Abgabe um – beides Unverfrorenheiten, die das Framing befördern und von den Sachthemen ablenken sollten. Es gehört zum Geschäft des TV-Journalismus, mit solchen Tricks umgehen zu können, die beileibe nicht nur von Kickl und seinesgleichen angewendet wurden. Wachsame Medien werden dies alles benennen und versuchen, darüber aufzuklären – auch welch Geistes Kind einer ist, der die rechtsextremen Identitären eine „NGO“ nennt und sie mit Greenpeace oder Global 2000 in einen Topf wirft. Wenn ein TV-Interview den blauen Frontmann schon an die Stasi erinnert, verharmlost er einmal mehr ein totalitäres Unrechtsregime. Aber das haben wir sowieso erwartet.

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