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Seit 40 Jahren prämiert der "Prix Jeunesse" Kinderfernsehen abseits der fernöstlich-amerikanischen Fließbandware.

Vor 40 Jahren haben sich der Freistaat Bayern, die Stadt München und der Bayerische Rundfunk zusammengetan, um die Stiftung Prix Jeunesse zu gründen. Erklärtes Ziel: qualitativ herausragende Kinder- und Jugendfernsehsendungen aus aller Welt auszuzeichnen, Verständigung zwischen den Kulturen zu vertiefen und gleichzeitig als Marktplatz zum Austausch von Ideen zu fungieren. Seit damals eben schicken alle zwei Jahre mehr und mehr Fernsehorganisationen Sendungen zum renommierten Münchner Festival, in der Hoffnung, wenn schon nicht Sieger, dann zumindest Finalist zu werden. Denn mittlerweile ist der Prix Jeunesse zur begehrten - von der EBU, der Dachorganisation der öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten Europas, und der Unesco mitunterstützten - Auszeichnung geworden, ein "Oscar" für das Kinderfernsehen, zur "größten Ehre, die einem Kinderprogramm zuteil werden kann", wie man stolz wirbt.

"Maus" und "Sesamstraße"

Zuteil geworden ist diese Ehre mittlerweile bereits einer schier unüberschaubaren Zahl von Produktionen. Viele von ihnen haben die Jahre überdauert und nichts von ihrer Qualität eingebüßt. Die Sendung mit der Maus ist ein mehrmals ausgezeichnetes Beispiel für bestgemachtes Kinderfernsehen, das sich aus der grellen fernöstlich-amerikanischen Fließbandware wohltuend abhebt. Die Sesamstraße ein anderes: 1970 in München vorgestellt und prämiert, gilt sie als eines der erfolgreichsten Programme weltweit.

In seinem 40. Jahr nun melden die Veranstalter, zu denen sich 1971 das ZDF und 1992 die Bayerische Landeszentrale für neue Medien gesellten, 120 Fernsehstationen aus 69 Ländern mit unzähligen Programmstunden. 89 Beiträge daraus - darunter auch ein Confetti News Spezial aus Österreich - schickt eine Vorjury Mitte Juni in die Endrunde, wo in sieben Kategorien um die Hauptpreise konkurriert wird. Mitstimmen darf dabei jeder Teilnehmer - ob Fernsehproduzent, Pädagoge, Medienwissenschafter, der sich auch als Juror registrieren lässt. Einzige Auflage: Zu Produktionen aus dem eigenen Haus wird keine Wertung abgegeben.

Kinder als Juroren

Zudem wird heuer zum dritten Mal eine Kinderjury ihren Favoriten küren, der ein ganz anderer sein kann, als der der Erwachsenen: 38 Produktionen aus Australien, Brasilien, China, Thailand, den USA etc. hoffen in der Altersklasse 7- bis 11-Jährige auf den Goldenen Elefanten. Bis der übergeben wird, harrt der Kinder aber noch ein gehöriges Stück Arbeit - sie analysieren und bewerten nämlich nicht nur, sondern erstellen unter der tatkräftigen Mithilfe der Münchner Kulturinstitution "Feierwerk" die deutsche Version der internationalen Beiträge zum großen Teil selbst.

"Kultur- und Medienerziehung vom Feinsten," befinden die Veranstalter, denen nicht allein der Wettbewerb, der Interessierten einen konzentrierten Überblick über weltweites Schaffen und Trends erlaubt und Programmmachern ein Forum bietet, am Herzen liegt. Neben dem eigentlichen Wettbewerb hat die Stiftung eine ganze Reihe an Aktivitäten entwickelt, die qualitätsvolles Kinderfernsehen weltweit fördern und unterstützen sollen. Netzwerke wie sie mittlerweile in Asien, Afrika und Lateinamerika existieren und Seminare gehören dazu. Aber auch der Prix Jeunesse-Koffer, in den aktuelle Festivalbeiträge oder thematisch zusammenpassende vergangener Jahre gepackt werden.

Der "Prix Jeneusse"-Koffer

"Ein tolles Angebot," wie Ingrid Geretschläger von der in Baden ansässigen "Medienpädagogische Beratungsstelle an der NÖ-Landesakademie" findet: "Die Produzenten geben ihre Rechte für Schulungszwecke an den Prix Jeunesse ab, ich kann mir meinen Koffer nach meinen Anforderungen einpacken und mache damit Werbung für Qualitätsfernsehen in Kindergärten und Schulen." Einige hat sie auf Nachfrage interessierter Pädagogen, denen auch Material zur Nachbereitung zur Verfügung gestellt wird, in den vergangenen Monaten besucht und dabei eine Art Mini-Prix Jeunesse mit Diskussion und Abstimmung über den jeweiligen Favoriten durchgeführt.

Durchaus beabsichtigter - medienpädagogischer - Effekt: Kinder bekommen Eindrücke von fremden Kulturen, lernen den Alltag von Kindern anderswo kennen, andere Techniken, andere Umsetzungen, werden zur Auseinandersetzung, zum Reden über das Gesehene animiert, und gewinnen daraus Kriterien für die Beurteilung aktueller Fernsehangebote. Und "man kann den Einsatz durchaus auch als Sprachmotivation sehen, hören die Kinder doch den Originalton."

Informationen zum Prix Jeneusse und zum Prix Jeunesse Koffer:

www.prixjeunesse.de bzw. bei der Medienpädagogischen Beratungsstelle der NÖ Landesakademie, 2500 Baden, Marchetstr. 6/1/4, Tel. 02252/254052;

www.medienpaed.at

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