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Kommt einer auf die Bühne. Kommentiert kennerhaft die Einrichtung. Nimmt Platz auf der Couch ("Ah ja, Wiener Werkstätte..."). Stellt sich heraus, der ist der Patient. Und das Publikum ist sein Gegenüber, der Therapeut. - Werner Brix in der Donnerstag Sommernacht auf ORF 1: Passables Kabarett, durchaus in österreichischer Lamentier-Tradition, wie man es etwa auch von Josef Hader mag.

Der Patient ist Softwareberater (oder so), jedenfalls voll im Trend mit Talent zum Multitasking, ist gestresst, hat aber alles unter Kontrolle und das richtige Timing, er berät effizient am Handy, hat zwischendurch keine Zeit mehr fürs Klo, denn nicht der Weg ist das Ziel, Ziele setzen muss man sich, etwa das ganze Leben lang Geld zu haben, gesund zu sein, Sex bis ins hohe Alter und dann tot umfallen - und dann? Dann ist nichts, was denn auch, wir sind nur aus Wasser und Kohlenstoff.

Der imaginäre Therapeut verlangt: Fünf Minuten soll diese armselige Figur auf der Couch doch bitte den Mund halten. Geht nicht. Stille kommt nicht vor in einem Leben, das abläuft wie ein einziger Werbeblock.

"Jeder will mich unterhalten, aber keiner hört mir zu": Eigentlich wüsste er ja, wie es geht, das arme Würstel, aber sofort muss ein neues Schlagwort her, "entschleunigen", organisiert entschleunigen am besten. Wenn wir das bloß nicht selbst kennen würden...

Mit American Beauty bot ORF 1 am Sonntag abend einen weiteren Beitrag zur telegenen Lebenshilfe. Der Hollywoodfilm um einen midlifekriselnden Familienvater lehrt die Stille, das genaue Hinschauen. Hier spricht ein 18-Jähriger von "dieser unglaublichen geistigen Kraft, die mich wissen lässt, dass ich nie wieder Angst zu haben brauche" - angesichts der Schönheit eines Plastiksackerls im Wind. Im Ernst! - Das hilft womöglich weiter als Brix' Zivilisationskritik. Unterhaltsam ist aber beides.

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