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Mit "Shandurai und der Klavierspieler" liefert Bernardo Bertolucci statt Pomp und Glorie ein feinfühliges Kammerspiel.

Bernardo Bertolucci hat in seiner Karriere schon viele große Filme gedreht. Manche wurden gar überlebensgroß: "Der letzte Kaiser" etwa, "Little Buddha" oder auch "Der letzte Tango in Paris". Jetzt läuft ein Film aus Bertoluccis Ruvre bei uns an, der mit der epischen Breite vieler seiner Filme nichts zu tun hat. Ein Kammerspiel quasi, das bereits 1998 entstand und - leider - bis heute im Verborgenen blieb. Bertoluccis "Shandurai und der Klavierspieler" ist ein kleiner Film, einer, der ohne Effekthascherei und großen Szenen auskommt. Die junge Afrikanerin Shandurai (Thandie Newton, zunächst gewöhnungsbedürftig, später herausragend) ist nach der Festnahme ihres Mannes in einer Militärdiktatur nach Rom geflohen und arbeitet in einem heruntergekommenen Palazzo für den britischen Pianisten Jason Kinsky (David Thewlis) als Haushaltshilfe. Beide sind vorerst nicht gerade sehr gesprächig, dennoch verbindet sie eine Anziehung miteinander. Erst spät kann Kinsky die Zuneigung zu Shandurai nicht mehr verbergen und gesteht ihr seine Liebe. Die junge Frau, die sich nichts sehnlicher wünscht als die Rückkehr ihres Mannes aus der Gefangenschaft, reagiert fast verstört auf Kinskys Avancen, wird jedoch bald Gefallen an ihnen finden.

Große Worte schwingen die Protagonisten aus dieser einfachen und berührenden Geschichte nicht - doch das ist gar nicht nötig. Bertolucci benutzt die Musik als Transporteur der Gefühle. Die klassischen Klänge des Pianisten Kinsky ebnen den Weg zur völlig konträren Welt der Afrikanerin - ihre Musik wiederum hilft Shandurai den Bezug zur Heimat nicht zu verlieren. Geschickt hantiert Bertolucci über die Musik mit den unterschiedlichen Welt-Verständnissen und schafft es, den Reichtum zweier Kulturen in nur wenigen Worten und einfachen Szenen auf den Punkt zu bringen. "Shandurai und der Klavierspieler" ist kein Meisterwerk Bertoluccis, kein großer Film mit weltweitem Echo. Bertolucci hat es vorgezogen, eine intime, kleine Geschichte zu inszenieren, die weder Pomp noch Glorie braucht, um im Gedächtnis haften zu bleiben.

SHANDURAI UND DER

KLAVIERSPIELER

Besieged/L'assedio

I/GB 1998. Regie: Bernardo Bertolucci. Mit Thandie Newton, David Thewlis, Claudio santamaria.

Verleih: Polyfilm. 93 Min.

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