Literatur im Fernsehen

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Anspruchsvolle Filme kommen erst nach Mitternacht, Literatur hat keinen Stellenwert mehr im Fernsehen, und orf-Eigenproduktionen sind schon fast eine Sensation. Schlimm für die Kreativen unseres Landes: für Schriftsteller, Regisseure und Filmschauspieler. Und ein Zustand, an den man sich schon fast gewöhnt hat. Umso genauer lohnt sich das Hinsehen, wenn einmal die Ausnahme eintritt.

Am 7. September strahlte orf 2 den Film "Die Schrift des Freundes" nach dem Roman von Barbara Frischmuth aus - im Hauptabendprogramm um 20.15 Uhr (am 11. Oktober wird er in Arte und danach noch in 3sat wiederholt). Österreichische Künstlerinnen und Künstler hatten ihr Debüt: Ex-Volkstheaterschauspielerin Jaschka Lämmert spielte ihre erste Hauptrolle, Kameramann Fabian Eder führte zum ersten Mal Regie, nur Barbara Frischmuth hat schon viele tv-Verfilmungen ihrer Texte erlebt - allerdings vor Jahrzehnten. Dass der orf wieder Literatur verfilmt, ist ja auch wirklich ein Neuanfang.

Natürlich hat auch dieser Versuch gezeigt, dass man die Komplexität des Romans nicht zur Gänze filmisch umsetzen kann und auf vieles verzichten muss. Aber wichtige Grundanliegen kommen hervorragend ins Bild: Erfahrungen mit Fremden und Fremdsein in Österreich, die Differenziertheit des Islam, vor allem die aufgeschlossene Gruppe der viel zu wenig bekannten Aleviten. Und der Gegensatz unserer Computerwelt mit alter islamischer Schriftmystik. Aber der Film kann das Buch nicht ersetzen - wohl aber breitenwirksam darauf hinweisen. Was gerade dieser Frischmuth-Roman mehr als verdient hat.

"Wir werden es also auch in Zukunft wagen, Literatur zu verfilmen", sagte orf-Fernsehfilmchef Heinrich Mis bei der Präsentation der "Schrift des Freundes". Hoffentlich kann er sein Wort halten.

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